19.12.2019 Rundbrief

Rundbrief zum Jahreswechsel

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, auch in diesem Jahr möchten wir Ihnen für Ihre Unterstützung danken und einen kurzen Rückblick darüber geben, welche Themen die KZ-Gedenkstätte im vergangenen Jahr beschäftigt haben.

Auch 2019 haben wir mehrere Sonderausstellungen gezeigt. Den Auftakt bildete zu Jahresbeginn im Hamburger Rathaus die von Alyn Beßmann kuratierte Ausstellung „Eine Stadt und ihr KZ. Häftlinge des KZ Neuengamme im Hamburger Kriegsalltag 1943-1945“. Diese thematisiert den umfangreiche Einsatz von Häftlingen des KZ Neuengamme im Zentrum der Stadt und die engen Verbindungen zwischen der SS und den Hamburger Behörden sowie zahlreichen Wirtschaftsunternehmen. Die Ausstellung wurde im Sommer auch in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme gezeigt. Unter dem Titel „Blickwinkel“ präsentierten wir hier zudem Fotos, die aus einem von Mark Mühlhaus angeleiteten Fotoprojekt entstanden sind. Außerdem haben wir die Ausstellungen „Geraubte Kinder – vergessene Opfer“ des gleichnamigen Vereins und „Der lange Weg der Häftlinge aus dem KZ-Außenlager Beendorf“ der Gedenkstätte Wöbbelin gezeigt. Aktuell – noch bis zum 12. Januar 2020 – können Sie bei uns die Ausstellung „Einige waren Nachbarn. Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Museum Memorials besuchen.

Von den vielen weiteren Aktivitäten sei hier nur auf drei hingewiesen: Im März richteten wir die 16. Tagung der Außenlager-Initiativen und Gedenkstätten aus, die sich unter anderem mit der beeindruckenden neuen Dauerausstellung in Ladelund und der Neugestaltung in Husum-Schwesing befasste und Formen von Inklusion und Partizipation in Ausstellungen und Vermittlung an Gedenkorten zur Diskussion stellte. In diesem Jahr hat das Projekt „Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ verschiedene Reisen mit internationalen Teilnehmenden organisiert, die an die Zielorte der Deportationen von Juden und Jüdinnen sowie Sinti und Roma aus Hamburg und Norddeutschland führten. Und mit dem internationalen Projekt „Memoryscapes“ wurden neue digitale Formen der Vermittlung initiiert. Besuchen Sie gerne unsere Webseite, um Berichte aus der Gedenkstättenarbeit nachzulesen.

Unser Archiv erhält weiterhin in sehr großer Zahl Anfragen von Angehörigen. Wir freuen uns über neue Nachlässe und Dokumente. Ein besonderes Fundstück im vergangenen Jahr war das Lagerschreiberbuch aus dem Außenlager Kaltenkirchen, welches der polnische Häftling Sergiusz Jaskiewicz in seiner Funktion als Lagerschreiber anfertigte und das dem Archiv der Gedenkstätte übergeben wurde.

Auch in diesem Jahr mussten wir uns von Menschen verabschieden, die die Arbeit der Gedenkstätte über viele Jahre unterstützt haben, darunter der langjährige Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg Prof. Dr. Axel Schildt sowie die ehemaligen Häftlinge des KZ Neuengamme Pierre Billaux, Pascal Valliccioni und Marko Max Feingold.

Seit 1981 hält die KZ-Gedenkstätte Neuengamme durch Bewahrung von Berichten, Dokumenten und baulichen Relikten die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen wach; sie vermittelt die Geschichte in Ausstellungen, Veranstaltungen, Bildungsangeboten, Publikationen und sozialen Medien. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und Europa ist es uns wichtig, Gegenwartsbezüge herzustellen und die Bedeutung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus für heutige Gesellschaften aufzuzeigen. Als museale Einrichtungen mit den vielfältigen Aufgaben außerschulischer Bildungsstätten bedürfen Gedenkstätten eines möglichst hohen Grades von Selbständigkeit bei der Wahrnehmung ihres Auftrages. Im neuen Jahr wird die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die seit 1999 Teil der Hamburger Kulturbehörde war, in eine Stiftung Öffentlichen Rechts überführt werden. Die Verselbständigung soll dazu dienen, den gewachsenen Anforderungen an die historisch-politische Bildung an Gedenkorten des NS-Terrors entsprechen zu können und eine höhere Unabhängigkeit gewährleisten.

In den zurückliegenden Jahren hat die KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit ihren Außenstellen einen starken Bedeutungszuwachs erfahren: Die Besucherzahl konnte innerhalb von zehn Jahren auf 130.000 verdoppelt werden, jährlich werden über 300 Seminare und Veranstaltungen durchgeführt und mehr als 2000 Schulklassen und andere Gruppen pädagogisch begleitet. Von der neuen Organisationsstruktur erwarten wir, diesen Weg noch erfolgreicher fortsetzen zu können. Dabei wird die „Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen“ neben der Trägerschaft der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und den Gedenkstätten an Orten ehemaliger KZ-Außenlager in Poppenbüttel, Fuhlsbüttel und am Bullenhuser Damm in Rothenburgsort zum 1. Januar 2020 auch die Trägerschaft für den bereits bestehenden Gedenkort und das 2022 zu eröffnende Dokumentationszentrum „denk.mal Hannoverscher Bahnhof“ übernehmen. Zudem ist sie 2019 intensiv mit der Erarbeitung einer Ausstellung und der Entwicklung pädagogischer Formate für den in privater Trägerschaft befindlichen Geschichtsort Stadthaus befasst gewesen.

Im Zusammenhang mit der Stiftungsgründung gibt es personelle Veränderungen: Der bisherige Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Detlef Garbe, wird zum Stiftungsvorstand, sein bisheriger Stellvertreter Oliver von Wrochem übt nunmehr die Leitung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme aus. Die Amicale Internationale KZ Neuengamme wählte mit Dr. Martine Letterie im Herbst 2019 eine neue Präsidentin. Gemeinsam werden wir im nächsten Jahr zu den Veranstaltungen zum 75. Jahrestag der Befreiung einladen.

Im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen wir Ihnen einen besinnlichen Jahresausklang und ein gesundes, friedliches neues Jahr.

Prof. Dr. Detlef Garbe, Dr. Oliver von Wrochem

 

Rundbrief zum Jahresende

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