Ende 1938 errichtete die SS in einer stillgelegten Ziegelei in Hamburg-Neuengamme ein Außenlager des KZ Sachsenhausen. Im Frühsommer 1940 wurde das KZ Neuengamme zu einem eigenständigen Konzentrationslager. Bis 1945 war es das zentrale Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Im Verlauf des Krieges deportierten die Gestapo und der Sicherheitsdienst der SS Zehntausende Menschen aus allen besetzten Ländern Europas als KZ-Häftlinge nach Neuengamme. Gründe für die Einweisung waren zumeist ihr Widerstand gegen die deutsche Besatzungsherrschaft, Auflehnung gegen Zwangsarbeit oder rassistisch motivierte Verfolgung.
Im KZ Neuengamme und in seinen über 85 Außenlagern, die für Bauvorhaben und bei Rüstungsfirmen in ganz Norddeutschland entstanden, mussten die Häftlinge Schwerstarbeiten für die Kriegswirtschaft leisten. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren mörderisch. Insgesamt kamen mindestens 42.900 Menschen im Hauptlager Neuengamme, in den Außenlagern oder im Zuge der Lagerräumungen bei Todesmärschen und bei dem Bombardement von KZ-Schiffen ums Leben. Zusätzlich sind mehrere tausend Häftlinge nach ihrem Abtransport aus dem KZ Neuengamme in anderen Konzentrationslagern oder nach Kriegsende an den Folgen der KZ-Haft gestorben.
„Es kam mir vor, als wären wir auf einem anderen Planeten gelandet. Es herrschte offener Terror. Mein Freund, der mit mir zusammen verhaftet worden war – ich war siebzehn, er war zwanzig -, sagte bei seiner Ankunft: „Das werde ich nicht mehr als drei Monate aushalten.“ Er war tatsächlich drei Monate später tot.“
Georges Jidkoff aus Frankreich war von Mai 1944 bis April 1945 u.a. im Außenlager Salzgitter-Watenstedt des KZ Neuengamme inhaftiert. (Interview, 31.1.1987, ANg)