Von Dezember 1938 bis April 1945 waren fast 100.000 Menschen aus ganz Europa im KZ Neuengamme inhaftiert. Etwa 80.000 Männer und über 13.000 Frauen wurden von der Lagerverwaltung mit einer Häftlingsnummer erfasst. Rund 1000 sowjetische Kriegsgefangene behielten ihre bisherige Kriegsgefangenennummer. 1500 Polizeihäftlinge wurden mit besonderen Nummern registriert. Weitere ca. 1400 Menschen wurden ausschließlich zur Exekution in das KZ Neuengamme gebracht. Sie erhielten keinerlei Nummern.
Zunächst war das KZ Neuengamme der Inhaftierungsort für Menschen aus Deutschland. Sie wurden aus politischen oder rassistischen Gründen ins Konzentrationslager eingewiesen oder waren als „Kriminelle“, „Asoziale“, Homosexuelle oder Zeugen Jehovas inhaftiert. Im Kriegsverlauf deportierten Gestapo und Sicherheitsdienst zehntausende Menschen aus allen besetzten Ländern Europas als KZ-Häftlinge nach Neuengamme. Die mit Abstand am häufigsten vertretenen Herkunftsländer waren die Sowjetunion und Polen. Die größten Gruppen aus Westeuropa stellten die Franzosen, Niederländer, Belgier und Dänen. Unter den weiblichen Häftlingen gab es Tausende von polnischen und ungarischen Jüdinnen.
Durch die Lebens- und Arbeitsbedingungen geschwächt, starben viele Häftlinge des KZ Neuengamme schon nach kurzer Zeit an Krankheiten, Unterernährung und den Folgen der Misshandlungen. Die Sterberate nahm stetig zu. Im letzten halben Jahr des Krieges starben etwa 2000 Menschen pro Monat im KZ Neuengamme und seinen Außenlagern.
In großer Zahl wurden im KZ Neuengamme Hinrichtungen durchgeführt. 448 sowjetische Kriegsgefangene wurden im Arrestbunker mit dem Gas Zyklon B ermordet. Die Hinrichtung von KZ-Häftlingen wurde 1942 als Lagerstrafe eingeführt, zum Beispiel bei Fluchtversuchen oder bei Sabotageverdacht. Sie fand zur Abschreckung häufig auf dem Appellplatz statt. Im April 1942 stellte eine SS-Ärztekommission eine Gruppe aus etwa 300 Häftlingen des KZ Neuengamme zusammen. Unter ihnen waren Kranke und Entkräftete, aber auch politisch Missliebige und viele Juden. Sie wurden kurze Zeit später in die „Landes-Heil- und Pflegeanstalt“ Bernburg transportiert. Dort wurden sie mit Gas getötet.
Die Gesamtzahl der Menschen, die im KZ Neuengamme, in den Außenlagern und im Zuge der Räumungsmärsche in den letzten Kriegswochen ums Leben kamen, kann aufgrund der lückenhaften Quellenüberlieferung nur grob geschätzt werden. Nachweislich starben mindestens 42.900 Menschen als Häftlinge des KZ Neuengamme, davon etwa 14.000 im Hauptlager und mindestens 12.800 in den über 80 Außenlagern. Mindestens 16.100 Häftlinge des KZ Neuengamme kamen zudem in den letzten Kriegswochen auf Räumungsmärschen, in Auffanglagern oder bei der Bombardierung der Häftlingsschiffe in der Lübecker Bucht ums Leben.
Hinzu kommen noch die unzähligen Menschen, die nach ihrer Haftzeit im KZ Neuengamme in anderen Konzentrationslagern zugrunde gingen und jene, die nach Kriegsende an den Folgen der KZ-Haft starben.
23.394 Todesopfer sind namentlich bekannt, nur sie sind in diesem Totenbuch erfasst. 12.270 dieser Häftlinge starben im Hauptlager KZ Neuengamme, 7671 in den Außenlagern und SS-Baubrigaden sowie 3453 an anderen oder unbekannten Orten. 23.075 dieser namentlich bekannten Toten waren Männer, 319 waren Frauen. Sie kamen aus folgenden Ländern:
Sowjetunion | 5451 |
Polen | 4101 |
Niederlande | 3401 |
Frankreich | 3037 |
Deutschland | 2892 |
Belgien | 1571 |
Lettland | 605 |
Ungarn | 381 |
Italien | 345 |
Dänemark | 316 |
Jugoslawien | 182 |
Tschechoslowakei | 171 |
weitere Länder | 452 |
unbekannte Herkunft | 489 |
Ein ausführliches Quellenverzeichnis kann bei der KZ‑Gedenkstätte Neuengamme angefordert werden.