11.09.2019 Archivmeldung
Vor kurzem erreichte die Gedenkstätte ein überraschendes Paket aus dem Muzeum Tradycji Niepodległościowych in Lodz/Polen. In einem Schrank fand der Museumsmitarbeiter Wojciech Zrodlak ein Konvolut aus Unterlagen, die er der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zur freien Verfügung übersandte. Vermutlich wurden die Unterlagen dem Museum in den 1980er Jahren von Sergiusz Jaskiewicz, einem ehemaligen Häftling des KZ-Außenlagers Kaltenkirchen, übergeben. Ab 1958 war Jaskiewicz als Vertreter der polnischen Amicale Internationale de Neuengamme in Lodz aktiv und pflegte international Kontakte zu ehemaligen Häftlingen.
Neben einigen Quellen, die der Gedenkstätte bereits vorlagen, sind in dem Konvolut auch einige Dokumente vorhanden, die zuvor noch nicht bekannt waren. Ein besonderes Fundstück ist das Lagerschreiberbuch aus dem KZ-Außenlager Kaltenkirchen, welches Jaskiewicz in seiner Funktion als Lagerschreiber anfertigte. Es enthält die Namen und Häftlingsnummern der in Kaltenkirchen inhaftierten und ermordeten Häftlinge. Bisher lag dieses Buch der KZ-Gedenkstätte nur als Kopie vor.
Den größten Teil der Unterlagen machen historische Fotografien aus. Neben Fotos des Geländes des Konzentrationslagers Neuengamme aus dem Jahr 1945 zeigen einige Fotografien Häftlinge bei der Zwangsarbeit in den Gebäuden der Deutschen Messapparate GmbH (Messap). Des Weiteren finden sich auch Fotos einiger Täter, die von der britischen Militärverwaltung im Rahmen der Ermittlungen gegen die Hamburger Funktionäre des NS-Regimes erstellt wurden. Außerdem enthält das Konvolut Programme und Fotografien von Gedenkveranstaltungen sowie einige vorwiegend polnischsprachige Zeitungsausschnitte.
Archivar Dr. Reimer Möller: „Wer einen Begriff von der Lagerlandschaft des Konzentrationslagers Neuengamme und seiner Außenlager bekommen will, sollte sich dieses Konvolut ansehen.“