30.11.2022 Nachricht, Ausstellung

Neue Online-Ausstellung #WaswillstDutun?

www.waswillstdutun.de: Eine neue Online-Ausstellung portraitiert 21 Menschen mit diversen Familiengeschichten während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs und zeigt die Auswirkungen von Familiengeschichte auf Identität, Denken und gesellschaftliches Handeln.

Trailer zur Online-Ausstellung #WasWillstDuTun?

Vor 77 Jahren wurde das nationalsozialistische Regime militärisch zerschlagen. Damit endete in Europa der Zweite Weltkrieg. Doch die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs hinterließen weltweit Spuren, die bis in die Gegenwart reichen. In der deutschen Öffentlichkeit ist das Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen inzwischen fest etabliert. In den meisten Familien sind dagegen die Erfahrungen und Taten der Großeltern- und Urgroßelterngeneration kein Thema. Zugleich finden Nachkomm*innen von NS-Verfolgten und Menschen mit einer eigenen oder familiären Zuwanderungserfahrung für ihre Perspektiven kaum Gehör.

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Die neue Online-Ausstellung www.waswillstdutun.de der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stellt Menschen vor, deren Verwandte aus antisemitischen, rassistischen, politischen oder anderen Gründen verfolgt wurden. Aber auch Menschen, deren Verwandte Zuschauer*innen, Profiteur*innen oder Täter*innen waren, erzählen von ihrer Geschichte. Personen, deren Verwandte alliierte Soldaten waren oder Vorfahr*innen in ihrem alltäglichen Leben nur indirekt durch die Verbrechen der Nationalsozialist*innen betroffen waren, kommen zu Wort. Die Lebensmittelpunkte der Familien der Porträtierten lagen in unterschiedlichen europäischen Ländern, in Nordamerika und Asien. In vier Ausstellungskapitel berichten die Interviewten in kurzen Videoclips zu ihren Familiengeschichten und deren Bedeutung für ihr eigenes Leben. Nachkomm*innen von NS-Verfolgten erzählen vom Einfluss der nationalsozialistischen Herrschaft und Verfolgung auf Gesellschaft und Individuum. Darüber hinaus sprechen die Portraitierten von eigenen Idealen und gesellschaftlichem Engagement und stellen sich die Frage, wie Menschen mit unterschiedlichen Familiengeschichten miteinander ins Gespräch kommen können.

Zur Online-Ausstellung wurden Bildungsmaterialien für die pädagogische Arbeit an Schulen und außerschulischen Lernorten für die Zielgruppe der 16-27-Jährigen entwickelt. Diese enthalten inklusive, niedrigschwellige und spielerische Übungen zu den Themenfeldern der Online-Ausstellung. Die pädagogischen Materialien wurden in Workshops an Schulen und mit Gruppen außerschulischer Bildungsträger erprobt und gehen nun in die Regelarbeit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ein. Ab Mitte Dezember werden die Materialien zum Download bereitstehen.

Natascha Höhn (Projektmitarbeiterin): „Die Frage „Was hat das mit mir zu tun?“ stellen viele junge Menschen, wenn sie sich mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg befassen sollen. Ihnen bewusst zu machen, dass ihre Verwandten, die zwischen 1933 und 1945 gelebt haben, ihre persönliche Verbindung zu dieser Zeit sind, ist ein wichtiger Teil des Projekts. Durch die Berichte der in der Ausstellung portraitierten Personen erkennen sie, dass die Familiengeschichten vielfältige biografische Brücken zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen, die sich lohnen, erforscht und reflektiert zu werden. Die Geschichten motivieren auch dazu, sich gesellschaftlich zu engagieren.“

Julia Gilfert (Enkelin eines Opfers der NS-„Euthanasie“-Morde): „Sich mit seiner Familiengeschichte zu beschäftigen, sollte nichts Besonderes, kein Privileg sein – denn: wir ALLE haben Familiengeschichten, wir alle können diese erforschen. Die Menschen vor uns haben Spuren hinterlassen – mal mehr, mal weniger, was auch den unterschiedlichen Umständen geschuldet ist – und das wirft doch die Frage auf: Was haben sie an mich weitergegeben? Und welche Spuren werde oder will ich hinterlassen?“

Das Projekt wurde im Rahmen des Programms „Jugend erinnert“ der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gefördert. Projektmitarbeiter*innen waren Swenja Granzow-Rauwald, Thorsten Fehlberg und Natascha Höhn.

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