13.11.2020 Bericht

Der „Ort der Verbundenheit“ wurde eröffnet

Am 13. November 2020 wurde auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Neuengamme der „Ort der Verbundenheit“ feierlich eröffnet. Ab sofort können Angehörige Plakate für ihre im KZ Neuengamme inhaftierten Angehörigen gestalten. Der "Ort der Verbundenheit" besteht aus einer Präsentation vor Ort in Form von Druckplatten und einer Plakatwand, einer Druckwerkstatt und einer Webseite mit einem digitalen Archiv.

Trotz der Corona-Pandemie konnte eine begrenzte Anzahl von Personen vor Ort in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme beim Auftakt zum "Ort der Verbundenheit" dabei sein. Die Veranstaltung wurde live auf Instagram und auf Zoom geteilt, um so möglichst viele Angehörige und weitere Interessierte weltweit an der Eröffnung teilhaben zu lassen. Dieses Angebot wurde von zahlreichen Personen in Anspruch genommen. So erreichten Grüße und Glückwünsche aus Australien, Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Spanien die Veranstaltung. Angehörige, die nicht live dabei sein konnten, waren dankbar, dass Anwesende stellvertretend für sie die Plakate ihrer Familienmitglieder anbrachten. 

Uta Kühl, Schatzmeisterin der Amicale Internationale KZ Neuengamme und Tochter des Überlebenden Hermann Kühl, begründete bei ihrer Ansprache vor Ort, warum der Ort der Verbundenheit für die Angehörigen so wichtig ist:

„Sehr, sehr lange fühlte ich mich allein. Allein mit meiner Wut. Allein mit meiner Trauer. Allein mit meinem Willen für ein „Niemals wieder“ zu kämpfen. Andere Familienangehörige zu kennen, mich auszutauschen, gemeinsam die Erinnerung wach zu halten, wachsam zu sein und für ein „Niemals wieder“ zu kämpfen, gibt mir Kraft, Zuversicht und Entschlossenheit.“

Kristof Van Mierop, Generalsekretär der Amicale Internationale KZ Neuengamme und Enkel des Überlebenden Roger Vyvey, betonte in seinem Beitrag, der im Livestream dazu geschaltet wurde, dass es wichtig sei, an alle Häftlinge zu erinnern:

„Alle Häftlinge gingen in Neuengamme und seinen Außenlagern durch dieselbe Hölle, auch diejenigen, die sie überlebten. Darum sind das Gedenken und die Erinnerung an alle wichtig, an die Überlebenden wie an die Toten. Am Ort der Verbundenheit können alle einen Platz finden.“

Bernhard Esser, Sohn des ehemaligen Häftlings Rudolf Esser, möchte mit dem Projekt auch andere Menschen zum Handeln anregen:

„Es liegt an uns allen, ob diese Plakate mit der Zeit verwittern und das Leiden, der Tod, die Naziverbrechen in Vergessenheit geraten, oder ob wir die Erinnerung an die Häftlinge des KZ Neuengamme wach halten und ihre Geschichten in die Öffentlichkeit und die Welt hinaustragen.“

Link zum Replay des Livestreams

Link zur Webseite Ort der Verbundenheit (deutsch, englisch, französisch, niederländisch, polnisch, russisch)

Berichte

Hamburg Journal vom 13.11.2020 (ab 19:05): Neues Denkmal
Deutschlandfunk Kultur: Lebendiges Gedenken. Angehörige gestalten aktives Denkmal 
Morgenpost: Unser Vater war im KZ
SHZ (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag): 73 persönliche Botschaften erinnern an die Opfer [hinter Bezahlschranke]
Bergedorfer Zeitung: Neuer Erinnerungsort eingeweiht
Evangelische Zeitung: Ort der Verbundenheit erinnert an ehemalige Häftlinge
taz: Die Erinnerung soll nicht verwittern
Junge Welt: Lebendiges Denkmal
WeloveLaser: Ort der Verbundenheit in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme vorgestellt