15.12.2015 Rundbrief, Jahresbericht

Rundbrief zum Jahreswechsel

an die Überlebenden des KZ Neuengamme, Hinterbliebene und Angehörige und den Freundeskreis der Gedenkstätte

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

das nun zu Ende gehende Jahr 2015 bot eine Reihe runder Jahrestage: Im Mai jährten sich zum 70. Mal das Kriegsende und die Befreiung der Konzentrationslager und zugleich zum 10. Mal die Eröffnung der auf dem historischen Gelände umfassend neu gestalteten Gedenkstätte mit Studienzentrum; Anfang November folgte der 50. Jahrestag der Einweihung des Internationalen Mahnmals in Neuengamme. Bei dem zu diesem Anlass ausgerichteten Senatsempfang im Hamburger Rathaus erinnerten Altbürgermeister Dr. Henning Voscherau und weitere Referentinnen und Referenten an den langen Weg, den es gegen viele Widerstände zurückzulegen galt, ehe in Neuengamme der Opfer würdig gedacht werden und ein Lernort entstehen konnte.

Zu den mit großer Unterstützung der Freien und Hansestadt Hamburg und der Bundesregierung durchgeführten Gedenkveranstaltungen im Mai reisten nicht nur viele Hunderte Angehörige aus Europa und Übersee in die Gedenkstätte, sondern auch 50 Überlebende des KZ Neuengamme, der jüngste 84 und der älteste 101 Jahre alt. Viele, die aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnten, verfolgten - in Australien ebenso wie in den Vereinigten Staaten - die Veranstaltung per Live-Stream im Internet. Als einer der Hauptredner war Victor Malbecq aus Belgien vorgesehen, seit 1990 Vizepräsident und seit 2013 Präsident der Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN). Doch das Schicksal wollte es anders. Dieser engagierte Kämpfer gegen das Vergessen starb wenige Wochen zuvor. Sein Vermächtnis bleibt aber lebendig. Die AIN wählte im November den Botschafter a.D. Jean-Michel Gaussot aus Frankreich zu seinem Nachfolger. Mit dem Sohn von Jean Michel Joseph Gaussot, der Ende April 1945 im Außenlager Wöbbelin starb, steht erstmals ein Angehöriger der zweiten Generation an der Spitze der AIN, dem mit Janusz Kahl aus Polen als einer der Vizepräsidenten aber auch noch ein ehemaliger Häftling zur Seite steht.

Bei den Veranstaltungen zum 70. Jahrestag bildete neben Zeitzeugengesprächen, der internationalen Jugendbegegnung "Remember Bullenhuser Damm" mit Jugendlichen aus Radom, Eindhoven, Paris, Messina und Hamburg und der Konferenz "Opfer und Orte von 'Vergeltungsaktionen' in den besetzten Gebieten Europas" erneut das Forum "Zukunft der Erinnerung" mit Angehörigen der zweiten und dritten Generation einen Schwerpunkt. Ergebnisse präsentiert der Blog "Reflections on Family History Affected by Nazi Crimes" (http://rfhabnc.org/), der zudem einen dauerhaften Dialog zwischen Angehörigen ermöglichen soll. Eine Fortsetzung des Forums ist auch für die Gedenkveranstaltungen im Mai 2016 geplant.

Die erwähnte Konferenz knüpfte an die diesjährige Rathausausstellung "Deportiert ins KZ Neuengamme. Strafaktionen von Wehrmacht und SS im besetzten Europa" an, die wir in Kooperation mit Verbänden aus Meensel-Kiezegem (Belgien), Murat (Frankreich) und Putten (Niederlande) erarbeiteten und die mit einem umfassenden Begleitprogramm versehen vom 15.1. bis 6.2.2015 gezeigt wurde. Im Laufe des Jahres schlossen sich zahlreiche weitere Aktivitäten an. Insgesamt führte die Gedenkstätte mehr als 280 Seminare, Projekte und Veranstaltungen durch; sie beteiligte sich wiederum an der "Langen Nacht der Museen" wie dem "Tag des Offenen Denkmals". Mit der weiterhin ansteigenden Besucherzahl, die Ende des Jahres auch ohne Außenstellen voraussichtlich über 100.000 betragen wird, geht auch ein Zuwachs an Begleitungen von Schulklassen und Gruppen einher. Bei den museumspädagogischen Veranstaltungen wird die Gedenkstätte nach der Kunsthalle in Hamburg am meisten nachgefragt.

Wir sind sehr froh darüber, dass zum Jahresende zwei Beschäftigungsträger ("Elbe-Werk­stätten" und "Sprungbrett") eine auf Dauer angelegte Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte aufgenommen haben, um uns bei der Geländeunterhaltung, in der Cafeteria und später vielleicht auch in der Versorgung von Seminargruppen zu unterstützen.

Wiederum waren wir auch an Ausstellungs- und Neugestaltungsprojekten anderer Gedenkstätten, insbesondere an den Orten ehemaliger Außenlager, beteiligt. Auch an der Erstellung des am 24. November am Stephansplatz in der Hamburger Innenstadt eingeweihten Gedenkorts für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz wirkten wir mit.

Unter den in diesem Jahr von der Gedenkstätte herausgegeben Veröffentlichungen verdienen besondere Erwähnung: der zum Thema "Gedenkstätten und Geschichtspolitik" erschienene Band 16 der "Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland", die von Katharina Hertz-Eichenrode zusammengestellte Ausstellungsbroschüre "Deportiert ins KZ Neuengamme. Strafaktionen von Wehrmacht und SS im besetzten Europa" und die unter Mitwirkung von Dr. Oliver von Wrochem gemeinsam mit der Körber-Stiftung und dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung erarbeiteten Unterrichtsmaterialien "Entrechtung, Widerstand, Deportation 1933-1945 und die Zukunft der Erinnerung in Hamburg". Zum Jahresende erschien unter der gemeinsamen redaktionellen Verantwortung von Prof. Dr. Günter Morsch und mir das erste Heft der neuen, von der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten herausgegebenen Zeitschrift "Konzentrationslager. Studien zur Geschichte des NS-Terrors" zum Thema "Kriegsendverbrechen zwischen Untergangschaos und Vernichtungsprogramm".

Für die große Unterstützung, die uns auch in diesem Jahr zuteilwurde, danke ich sehr und wünsche Ihnen im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besinnliche Festtage und für das Jahr 2016 alles Gute, Gesundheit und Frieden, mit herzlichen Grüßen,

Ihr Dr. Detlef Garbe

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