23.01.2021 Nachricht
Im Rahmen des Projekts „Gedenkstätten digital erkunden“ werden zur Zeit mehrere Konzepte für eine interaktive digitale Bildungsarbeit entwickelt, die sowohl eine rein digitale, als auch eine hybride Durchführung von Projekten für Gruppen ermöglichen.
Die Coronapandemie hat auch die Arbeit der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte massiv beeinträchtigt. Durch die zeitweiligen und aktuellen Schließungen der Ausstellungen kam es zu einem enormen Einbruch der Besuchszahlen. Besonders betroffen war davon die Bildungsarbeit. Gedenkstätten sind Orte des Gedenkens und Lernens, die durch die direkte Begegnung mit den Besucher*innen sowie die Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen leben. Gerade dieser direkte Kontakt ist unter den gegebenen Bedingungen nur erschwert oder gar nicht möglich.
Im Laufe des Jahres 2020 hat die Stiftung ihr digitales Angebot weiter ausgebaut, um trotz Schließung nicht nur den bereits seit längerem möglichen digitalen Zugang zu den Ausstellungen (www.neuengamme-ausstellungen.info), sondern auch zu Bildungsinhalten der Gedenkstätten zu ermöglichen. Mit dem Projekt „Gedenkstätten digital erkunden“ soll nun ein weiteres Angebot für eine interaktive digitale Bildungsarbeit geschaffen werden. Entwickelt werden erinnerungskulturelle Bildungsformate im virtuell-digitalen Raum. Dabei soll es nicht nur um einen digitalen Besuch der Gedenkstätte und reine Wissensvermittlung gehen, die neuen Formate sollen vielmehr so gestaltet sein, dass sie bei unterschiedlichen Zielgruppen das Interesse an der Thematik und dem Ort Gedenkstätte wecken und eine persönliche Auseinandersetzung ermöglichen. Sie sind langfristig geplant und sollen das bereits bestehende Bildungsangebot der Stiftung auch nach der Corona-Pandemie ergänzen.
Im Rahmen des Projekts „Gedenkstätten digital erkunden“ werden zur Zeit mehrere Konzepte entwickelt, die sowohl eine rein digitale, als auch eine hybride Durchführung ermöglichen. Diese sind sowohl für die KZ-Gedenkstätte Neuengamme als auch für die Gedenkstätten Bullenhuser Damm, Poppenbüttel und Fuhlsbüttel geplant. In Zusammenarbeit mit einer Filmproduktionsfirma und freien pädagogischen Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte werden Filmclips zu unterschiedlichen Themen und für verschiedene Zielgruppen konzipiert und erstellt. Diese Kurzfilme sollen Anknüpfungspunkte für Gruppenarbeit bieten, bei der die Teilnehmer*innen unter Anleitung von Gedenkstättenpädagog*innen verschiedene Themen weiter vertiefen können. Die Filme werden in mehreren Versionen produziert. Für die Gedenkstätte Neuengamme wird es Versionen für Jugendliche, Erwachsene sowie in englischer Sprache geben, während für die drei kleinen Gedenkstätten in jeweils zwei Versionen – für Jugendliche sowie auf Englisch – geplant sind.
Erarbeitet wird zudem ein digitales Vorbereitungspaket, mit dem Schulen bzw. Ausbildungsinstitutionen sich inhaltlich auf das Online-Format vorbereiten können und über das Angebot informiert werden. Die neuen Angebote können dann als zusammenhängende Kurzformate an mehreren Tagen oder als 5-stündige Projekttage von Gruppen gebucht werden. Der Besuch der Gedenkstätten erfolgt dann online, betreut von einem Guide und unter Einbeziehung der Filmclips sowie schon vorhandener Online-Tools (u.a. dem 360-Grad-Rundgang). Anschließend werden gewählte thematische Schwerpunkte in Gruppenarbeit vertieft, der Gesamtgruppe präsentiert und gemeinsam diskutiert.
Für die Entwicklung und Erprobung der neuen Formate kooperiert die Stiftung neben Institutionen der Erwachsenenbildung mit mehreren Hamburger Schulen. Partner sind die Stadtteilschule Kirchwerder für die Gedenkstätten Neuengamme und Bullenhuser Damm, das Gymnasium Ohmoor für die Gedenkstätte Fuhlsbüttel und das Heinrich-Heine-Gymnasium für die Gedenkstätte Poppenbüttel. Wir freuen uns auf gute Zusammenarbeit und hoffen auf positive Resonanz auf die von uns entwickelten Angebote.
Das Projekt startete zum 1. Januar 2021 und soll bis Ende Juni 2021 abgeschlossen sein. Gefördert wird es im Rahmen des Förderprogramms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Corona-bedingte Investitionen für Kultur- und Bildungseinrichtungen bereitstellt. Ab Sommer 2021 wird das Angebot dann für Schulen, andere Bildungsinstitutionen und interessierte Gruppen zur Verfügung stehen.
Ansgar Karnatz