31.03.2023 Nachricht

Wettbewerb für neues Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof ist entschieden

Am 31. März 2023 wurde in einem Pressegespräch der neue Architekturentwurf durch Kultursenator Dr. Carsten Brosda vorgestellt.

An der Ericusbrücke in der Hamburger HafenCity soll ein zweigeschossiges Dokumentationszentrum entstehen. Als zentraler Lernort soll in dem freistehenden Gebäude künftig an die Schicksale der mehr als 8.000 Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti sowie Romnja und Roma aus Hamburg und Norddeutschland erinnert werden, die zwischen 1940 und 1945 von hier aus deportiert wurden. Ein Team in der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte arbeitet unter Leitung des Stiftungsvorstands Prof. Dr. Oliver von Wrochem an den Inhalten des Dokumentationszentrums.

Vertreterinnen und Vertreter der Verfolgtenverbände, externe Sachverständige, die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte, die HafenCity Hamburg GmbH, die Behörde für Kultur und Medien sowie weitere Hamburger Behörden waren an einem vom Bauherrn Harm Müller-Spreer ausgelobten Architekturwettbewerb beteiligt. Die Jury hat entschieden, dass der Entwurf von Boltshauser Architekten AG aus Zürich realisiert werden soll. Der Baubeginn kann nach Abschluss des derzeit laufenden B-Planverfahrens erfolgen, die Realisierung ist für 2026 geplant.

Der Entwurf für das Dokumentationszentrum sieht ein zweigeschossiges Gebäude vor mit einer Sichtbeziehung zum Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof. Der Gedenkort umfasst die so genannte Fuge und die historischen Gleisverläufe sowie die Tafeln mit den bisher ermittelten Namen der zwischen 1940 und 1945 vom Hannoverschen Bahnhof aus Deportierten. Der Gedenkort wurde 2017 in Erinnerung an die Verfolgung und Deportation von mehr als 8.000 Menschen aus Hamburg und Norddeutschland eingeweiht.

Die Neuplanung für das Dokumentationszentrum in Form eines Kubus mit rund 1.000 qm Ausstellungsfläche auf zwei Ebenen ist Ergebnis eines Mediationsprozesses aus den Jahren 2021/ 2022. Ursprünglich sollte das Dokumentationszentrum im Erdgeschoss eines Gebäudes an der Steinschanze einziehen. Als bekannt wurde, dass der Investor die oberen sechs Etagen an das Unternehmen Wintershall Dea vermietet hatte, erhoben mehrere Verfolgtenverbände dagegen Einwände. Denn die Vorgängerunternehmen Wintershall und DEA hatten von der nationalsozialistischen Machtübernahme und der Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg profitiert. In beiden Unternehmen wurden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt und ausgebeutet; beide Unternehmen beteiligten sich auch an der Ausbeutung kriegswichtiger Ressourcen in Ost- und Südeuropa.

Herr Müller-Spreer stiftet nun das Gebäude an der Ericusbrücke und realisiert den „veredelten Rohbau“. Die Ausstellungs- und Seminarflächen werden von einem Projektteam der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte an das neue Gebäude angepasst und die Inhalte entsprechend der sich ergebenden neuen Möglichkeiten überarbeitet.

Pressemitteilung der Behörde für Kultur und Medien