22.08.2022 Projekt

Deportiert ins Ungewisse: Fotoausstellung: Intervention in der "Fuge"

Eine Fotoinstallation am Gedenkort "denk.mal Hannoverscher Bahnhof" macht auf die Zielorte der Deportationen vom Hannoverschen Bahnhof aufmerksam. Gezeigt werden in der dortigen "Fuge" sechs Fotos mit Eindrücken von den heutigen Orten in Polen, Lettland, Belarus und Tschechien.

Leidensweg durch Ghettos und Lager

Seit fünf Jahren besteht der Gedenkort "denk.mal Hannoverscher Bahnhof" in der HafenCity. Er erinnert an die über 8000 Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti sowie Romnja und Roma, die von dem damaligen Hannoverschen Bahnhof ins östlichen Europa verschleppt wurden. Auf Namenstafeln werden auch die Zielorte der damaligen Deportationen in Ghettos und Lager genannt: Belzec, Lodz/Litzmannstadt, Minsk, Riga, Auschwitz und Theresienstadt. Die damaligen Betroffenen wussten oft nichts oder nur wenig darüber, wohin sie gebracht wurden. Lucille Eichengreen, die am 25. Oktober 1941 aus Hamburg deportiert wurde, sagte anlässlich der Einweihung des Gedenkorts: "Wir wussten nicht wohin, warum, oder was uns erwartet."

Für viele der Betroffenen schloss sich an diese Verschleppung aus Hamburg ein langer Leidensweg durch weitere Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager an. Die meisten der deportierten Männer, Frauen, Jugendlichen und Kinder wurden ermordet.

Die Installation

Ab Mittwoch, dem 24. August 2022 sind am denk.mal sechs große Fotos zu sehen. Diese zeigen die Zielorte der Deportationen vom Hannoverschen Bahnhof aus: Die 2x3 m messenden Großfotos werden in der „Fuge“ gezeigt – dem Verbindungsweg zwischen dem Lohseplatz und dem Gedenkort. Diese zeichnet den historischen Gleisverlauf vom ehemaligen Bahnhofsvorplatz bis zum denkmalgeschützten Relikt des Bahnsteigs mit den Namenstafeln der Opfer nach. Die Fotos in der "Fuge" fangen Eindrücke der heutigen Orte ein, die mit den Deportationen in den Jahren 1940 bis 1945 verbunden waren: an einigen Orten bestehen Gedenkstätten wie z.B. in polnischen Bełżec. Dort bestand 1940 für einige Wochen ein Zwangsarbeitslager für Sintize und Sinti sowie Romnja und Roma aus Hamburg und Norddeutschland.  

Die Fotos werden bis Ende Oktober 2022 in der "Fuge" gezeigt. Einige Fotos sind im Rahmen von internationalen Workshops mit Jugendlichen entstanden. Geplant sind weitere Installationen und Interventionen am Gedenkort und im Lohsepark. Diese Interventionen weisen auf Verfolgung und Deportationen hin. Mit den Interventionen werden Ergebnisse aus dem Projekt "denk.mal Hannoverscher Bahnhof" der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte an den Gedenkort in der HafenCity gebracht. Das Ausstellungsteam bereitet ein Dokumentationszentrum vor, das 2026 in einem eigenen Gebäude an der Ericusspitze eröffnet werden soll.

Die Installation wurde durch die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte in Kooperation mit der HafenCity Hamburg GmbH realisiert.