15.04.2019 Bericht
Vor 40 Jahren gründeten Angehörige der am Bullenhuser Damm ermordeten Kinder mit dem Journalisten Günther Schwarberg, der Rechtsanwältin Barbara Hüsing, Überlebenden des KZ Neuengamme und weiteren Hamburgerinnen und Hamburgern die Vereinigung „Kinder vom Bullenhuser Damm“. Die Vereinigung wollte das Gedächtnis an die 20 jüdischen Kinder, vier Häftlingsärzte und -pfleger und mindestens 24 sowjetische Häftlinge, die in der Nacht des 20. April 1945 am Bullenhuser Damm ermordet wurden, erhalten.
Die zehn Mädchen und zehn Jungen waren im November 1944 aus dem KZ Auschwitz in das KZ Neuengamme gebracht worden. Der SS-Arzt Dr. Kurt Heißmeyer führte im KZ Neuengamme an den gesunden Kindern medizinische Experimente mit Tuberkulose-Erregern durch. Die dann schwerkranken Kinder wurden am 20. April 1945 zur Vertuschung der Versuche gegenüber den näher rückenden Alliierten in das bis wenige Tage zuvor als KZ-Außenlager genutzte ehemalige Schulgebäude am Bullenhuser Damm gebracht. Dort wurden sie und zwei Niederländer und zwei Franzosen, die die Kinder betreut hatten, von der SS ermordet. In derselben Nacht wurden mindestens 24 sowjetische Häftlinge ermordet, deren Identität bis heute unbekannt ist.
Viele Jahre lang war dieses Verbrechen in der Hamburger Öffentlichkeit fast vergessen. Erst nach der Veröffentlichung einer Artikelserie von Günther Schwarberg in der Zeitschrift „Stern“ setzte eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Morden ein. 1979 stellte die Vereinigung erstmals Fotos der ermordeten Kinder in den Kellerräumen der Schule aus. Kurze Zeit später wurde eine erste Ausstellung eingerichtet. Fast 20 Jahre lang wurde die Gedenkstätte von der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V. privat betrieben, bis sie 1999 in städtische Trägerschaft überführt wurde und heute eine Außenstelle der KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist.
Die Vereinigung prägte das Bild der Gedenkstätte und setzt sich bis heute aktiv und engagiert für das Gedenken ein. 1983 legte sie hinter der Schule einen Rosengarten an. Angehörige und Freunde haben Gedenktafeln für die Kinder und ihre Betreuer angebracht. Bis heute haben viele Besucherinnen und Besucher zum Gedenken im Rosengarten eine Rose gepflanzt. Aktuell hat die Vereinigung eine Wanderausstellung speziell für Kinder und Jugendliche konzipiert, die über die Vereinigung von Schulen oder anderen Interessierten ausgeliehen werden kann.
Außerdem organisiert die Vereinigung jedes Jahr am Jahrestag der Morde eine Gedenkveranstaltung. 1980 kamen über 2000 Menschen in die Schule, doch auch fast vier Jahrzehnte später ist die Schulhalle jährlich gut gefüllt. Angehörige der Kinder reisen aus aller Welt zur Gedenkfeier an – so auch in diesem Jahr. Am 20. April 2019 wurde die Gedenkfeier in der ehemaligen Turnhalle am Bullenhuser Damm begangen.
Einladung zur Gedenkfeier Programm