24.04.2019 Gedenkveranstaltung

Gedenken am Bullenhuser Damm

40 Jahre ist es her, dass die Vereinigung "Kinder vom Bullenhuser Damm" gegründet wurde - bis heute ist ihr Anliegen, die Erinnerung an die 20 jüdischen Kinder, vier Häftlingsärzte und -pfleger und mindestens 24 sowjetische Häftlinge, die in der Nacht des 20. April 1945 am Bullenhuser Damm ermordet wurden, zu erhalten. Anlässlich des Jahrestags der Morde organisierten sie auch in diesem Jahr eine Gedenkfeier.

Zur Gedenkfeier reisten mit den Familien Zylberberg, De Simone/Bucci, Grumelin und Kohn Angehörige der ermordeten Kinder Sergio de Simone, Ruchla Zylberberg, Roman und Eleonora Witonska sowie Georges-André Kohn an, um an der Gedenkfeier teilzunehmen, darunter mit Marc-Alain Grumelin und Mario de Simone auch zwei nachgeborene Brüder.

Andra und Tatiana Bucci sind die Cousinen von Sergio de Simone - sie waren gemeinsam mit ihren Eltern am 4. April 1944 in das KZ Auschwitz deportiert wurden. Während Sergio weiter nach Neuengamme gebracht wurde und vor 74 Jahren am Bullenhuser Damm ermordet wurde, überlebten die Schwestern. Schülerinnen und Schüler der Max-Schmeling-Schule in Hamburg-Jenfeld und der Oberschule Findorff in Bremen hatten die Möglichkeit, mit ihnen vor der Gedenkfeier ins Gespräch zu kommen.

Die anschließende Gedenkfeier wurde eröffnet durch Nicole Mattern, Vorsitzende der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm, und Barbara Hüsing, die vor 40 Jahren Gründungsmitglied war. Sie erinnerten mit Bildern und Hinweise auf vergangene und aktuelle Aktivitäten an das Jubiläum der Vereinigung. Grußworte sprachen anschließend Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, und Esther Bejarano, Überlebende des KZ Auschwitz und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, die beide die Arbeit der Vereinigung würdigten und die Relevanz der Gedenkstätte für die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes betonten.

Im Anschluss kamen Luisa Winkler und Marit Gladiator von der Stadtteilschule Kirchwerder nach vorne und stellten ihre Kunst-Installation zum Gedenken vor. Sie haben farbige Bänder durch den Raum gespannt, in dem die Kinder erhängt wurden und am Ende des Raumes Lichter aufgestellt. Sie möchten mit dieser Installation dem Raum und damit den Kindern Wärme und Lebendigkeit schenken und damit sowohl die Kinder als auch die Besucherinnen und Besucher mit ihrer Trauer nicht alleine lassen.

Nach den Grußworten folgte eine Rede von Melanie Leonhard, Senatorin der Behörde für Arbeit, Soziales und Familie, die die Relevanz von lebhafter Erinnerungskultur betonte, bevor Schülerinnen und Schüler in Erinnerung an die Kinder vom Bullenhuser Damm deren Namen verlasen. Zu diesem Gedenken erhoben sich die Anwesenden von ihren Stühlen.

Begleitet wurde die Gedenkveranstaltung musikalisch durch die Aufführung von Stücken, die zum Gedenken an die 20 Kinder komponiert wurden. "Longing" ist ein 2019 fertiggestelltes Klavierstück von Christian Oestmann, "Pamietamy" wurde von Christine K. Brückner für Violine, Violoncello, Klavier und Chor komponiert und entstand 2018. Gesungen wurden u.a. "Wir erinnern uns" in fünf Sprachen.

Dieses Stück endete mit musikalischen Anklängen an das jüdische Gebet zum Totengedenken. Anschließend haben viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Gedenkfeier die Möglichkeit genutzt, im Rosengarten Rosen oder kleine Steine zum Gedenken zu hinterlegen, die Ausstellung zu besuchen oder sich über "The Art Peace Project" zu informieren - seit 2013 wird daran gearbeitet, 10.000 Origami-Kraniche als Botschaft für den Frieden zu falten.