29.08.2017 Projekt
Am 26. September 2017 reisten die diesjährigen Teilnehmer*innen des internationalen Sommer-Workcamps, welches in Kooperation mit dem Service Civil International (SCI) stattfindet, in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme an. Die Teilnehmer*innen, zwei Teamer*innen und die zwei Betreuer*innen des SCI kommen aus Deutschland, Italien, Polen, Portugal, Spanien, Tschechien und der Ukraine und werden die KZ-Gedenkstätte für zwei Wochen mit unterstützen.
Eigene Projekte stehen im Workcamp im Vordergrund: Die Teilnehmenden sollen für die Geschichte von Unterdrückung und Verfolgung im Nationalsozialismus sowie deren vielfältigen Folgen sensibilisiert werden und dieses Geschehen vor dem jeweils eigenem kulturellen Hintergrund reflektieren. Gemeinsam erarbeiten sie Projekte, deren Ergebnisse für die Öffentlichkeit dokumentiert werden. Das Leitmotto dieses Jahr lautet „The Generation After…“. Die jungen Menschen werden sich in diesem Kontext mit den Erfahrungen der Nachfahren von Täter*innen und ehemals Verfolgten beschäftigen.
In diesem Rahmen werden sie an einem zweitägigen Workshop zu Täter*innen teilnehmen, der sie auf ein Gespräch mit zwei Nachkommen von NS-Tätern vorbereitet. In diesem Gespräch erfahren sie, wie die Angehörigen ehemaliger Täter*innen mit ihrer Familiengeschichte umgehen und wie diese ihr Leben beeinflusst hat. Dazu möchte das Workcamp einen Podcast entwickeln, dessen Schwerpunkt auf Täter*innen und Täter*innenforschung beruht, aber auch eigene Erlebnisse und Eindrücke der Workcamp-Teilnehmenden mit aufnimmt.
Weiterhin wird das Workcamp die der Öffentlichkeit nicht zugänglichen ehemaligen SS-Luftschutzbunker öffnen und deren Türen reparieren, die mittlerweile in einem maroden Zustand sind. Wie auch im vergangenen Jahr werden einzelne Teilnehmer*innen auch für die Bergedorfer Zeitung schreiben, sich dort vorstellen und ihre Eindrücke schildern. Zudem steht ein Besuch der Gedenkfeier in der Gedenkstätte Hamburg-Wandsbek an, einem ehemaligen Frauenaußenlager des KZ Neuengamme, in dem 550 Frauen zur Zwangsarbeit bei den Hamburger Drägerwerken deportiert wurden.
Doch auch für Freizeit wird es Zeit geben. Die Kirchengemeinde Neuengamme beispielweise hat eine Kanutour mit zwei Großkanus gespendet.
Für die Teilnahme am Workcamp gibt es für die Teilnehmenden unterschiedliche Gründe. Gemeinsames Interesse besteht an der Geschichte des Ortes und an der Aufklärung über den Nationalsozialismus. Besonders das diesjährige Motto führte dabei zu Diskussionen. Die 19-jährige Patricia aus Portugal sagte zu ihrer Motivation, am Camp teilzunehmen: „Portugal wasn’t really involved in the World War II, so I wanted to learn these things from people who were involved and affected. In school we learn from books and teachers, but here it gets more personal.”
Für den 20-jährigen Miguel aus Spanien, der letztes Jahr bei einem Workcamp in Norwegen war, ist die antifaschistische Aufklärungsarbeit besonders wichtig. Aber auch „to learn new things, extend my knowledge and being open for some new discussions. I’m looking forward to this”. Auch Melani Klaric, Teamerin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, findet es spannend, wie junge Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Geschichtsbildern zusammenkommen, wie sie ins Gespräch kommen und mit der Geschichte umgehen. „In der Schule lernen sie schließlich in jedem Land eine andere Perspektive über den Nationalsozialismus kennen“, sagte sie.
Das Workcamp dauert noch bis zum 9. September 2017.