01.11.2024 Ausstellung
Am 24. Oktober 2024 eröffnete das FC St. Pauli Museum die Ausstellung „Rechte Gewalt in Hamburg von 1945 bis heute“, die die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte konzipiert hat. Mit der Sonderausstellung möchte das Museum ein klares Zeichen gegen rechte Gewalt setzen. Fußballfans und andere Besucher*innen sind eingeladen, sich mit der Geschichte und den Perspektiven der Betroffenen auseinanderzusetzen.
Ein Zeichen setzen gegen rechte Gewalt
Am 24. Oktober 2024 öffnete das FC St. Pauli Museum seine Tore für eine besondere Sonderausstellung zum Thema „Rechte Gewalt in Hamburg von 1945 bis heute“. Die Ausstellung zeigt, wie sich rechte Gewalt in den letzten Jahrzehnten in der Hansestadt entwickelt hat und welche Auswirkungen sie auf die Gesellschaft und vor allem auf die Betroffenen hat. Für die Präsentation der von Lennart Onken und Alyn Šišić (Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte) und dem Journalisten Andreas Speit kuratierten Ausstellung hat das Museum zusätzlich eine eigene inhaltliche Ergänzung entwickelt, die sich rassistischen Übergriffen im Millerntorstadion Anfang der 1990er Jahre widmet und den Widerstand gegen rechte Gewalt aus dem Verein und der Fanszene in den Blick nimmt. Der Präsident des FC St. Pauli, Oke Göttlich, eröffnete den Abend. Er betonte, wie wichtig es ist, rechten Gewalttaten entgegenzutreten. Gerade vor dem Hintergrund zunehmenden politischen Drucks von rechts möchte der FC St. Pauli nicht nur als Fußballverein, sondern auch als Plattform für gesellschaftliches Engagement auftreten und das Stadion als Lernort bereitstellen.
Die Perspektive der Betroffenen im Fokus
Lennart Onken, Kurator der Ausstellung, erklärte bei der Eröffnung, wie die Ausstellung gestaltet ist und welche Schwerpunkte sie setzt. Die Ausstellung stellt in den Mittelpunkt Fotos, Berichte und Interviews derer, die von rechter Gewalt in Hamburg betroffen waren oder Angehörige von Menschen, die durch solche Taten ihr Leben verloren haben. Ziel ist es, den Besuchenden die Stimmen und Geschichten der Betroffenen näherzubringen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was es bedeutet, Opfer rechter Gewalt zu sein. Zugleich berichtet die Ausstellung, wie präsent extrem rechte Einstellungen und Überzeugungen in Hamburg auch nach 1945 noch waren und wie sich diese in den nachfolgenden Jahrzehnten immer wieder in Gewalttaten manifestiert haben. Sie macht deutlich, wie sehr rechte Gewalt ein integraler Bestandteil der Hamburger wie auch der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte ist.
Ein Plädoyer für mehr Aufmerksamkeit
Ein besonders bewegender Moment war die Rede von Ibrahim Arslan, einem Überlebenden des Brandanschlags in Mölln von 1992, bei dem drei Mitglieder seiner Familie ums Leben kamen. In seiner Ansprache betonte Arslan, wie wichtig es ist, die Stimmen der Opfer rechter Gewalt ernst zu nehmen und ihnen Raum zu geben. Er rief die Anwesenden dazu auf, sich beim Rundgang durch die Ausstellung die nötige Zeit zu nehmen und die Geschichten der Betroffenen bewusst aufzunehmen. Denn nur so, betonte Arslan, kann ein tiefgehendes Verständnis für die Verletzungen entstehen, die rechte Gewalt in Menschen und in der Gesellschaft hinterlässt. Die Ausstellung bietet mit Arslans Worten und den Geschichten weiterer Betroffener einen Raum für Reflexion und ist eine Mahnung an uns alle, weiterhin aufmerksam zu bleiben, nicht wegzuschauen und Betroffenen zuzuhören.
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. Februar 2025 im FC St. Pauli Museum zu sehen. Das Museum hat der Ausstellung auch eine Sonderfolge des Podcasts „FCSP-Geschichten“ gewidmet, in der Ibrahim Arslan und Lennart Onken Einblicke in die Konzeption der Ausstellung geben. Während der Laufzeit wird es außerdem Begleitveranstaltungen, Podiumsgespräche und (Kuratoren-)Rundgänge geben.
Aktuelle Informationen unter https://www.fcstpauli-museum.de/