15.06.2023 Blogbeiträge

Fundamentreste des ehemaligen Kaninchenstalls sichtbar

Nach einer längeren Periode der Hitze weisen Spuren auf dem trockenen Gras in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme auf Fundamentreste des "Kaninchenstalls" hin.

Seit einigen Tagen ist auf der Fläche des ehemaligen Kaninchenstalls des KZ Neuengamme ein Abdruck zu erkennen, der auf Fundamentreste im Boden hindeutet. Die Spuren heben sich klar von dem Grün des Rasens ab, der sich zwischen dem ehemaligen Arrestbunker und den ehemaligen Walther-Werken befindet. Die Lage sowie die strukturelle Begebenheit der gleichmäßig unterteilten Abdrücke weisen auf das Gebäude hin, welches der SS ab 1940 als Angorakaninchenzucht diente. 

Die Wolle der Kaninchen sollte zur Herstellung besonders wärmender Kleidungsstücke vor allem an die Luftwaffe geliefert werden. Anfangs betrug der Bestand 72, im Februar 1945 dann nach einer Aufstellung des SS‑Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes bereits 2109 Angorakaninchen. 

Die Fassadengestaltung des Innenhofs zwischen den Gebäudeflügel zeigte „heimelige“ Elemente und demonstrierte damit die Bedeutung der Angorakaninchenzucht für die wirtschaftlichen Bestrebungen der SS. Ein von einem Häftling gemaltes und an naive Malerei erinnerndes Wandbild zeigte eine Landschaft mit Bergbauernhöfen und weidenden Schafen. Im Vordergrund waren mehrere Angorakaninchen dargestellt. Um die Büroeingangstür standen auf kleinen Holzvorlagen Vasen mit Blumensträußen. Der Stand der Zucht (die Anzahl der männlichen, weiblichen und kastrierten Angorakanninchen) wurde handschriftlich auf einer Tafel vermerkt, die ebenfalls an der Außenfassade befestigt war.

Nicht nur durch archäologische Grabungen, sondern auch durch unterschiedliche Wetterextreme ist es auch in der Vergangenheit immer mal wieder vorgekommen, dass Überreste vom Lagergelände zum Vorschein kommen, die Aufschluss geben können über den Lagerbau des KZ Neuengamme.