29.08.2021 Archivmeldung

Ein Koffer mit Geschichte

Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme hatte am Freitag Besuch von Johannes Thielmann und seiner Familie aus Herborn. Sie übergaben dem Archiv ein besonderes Stück: einen Holzkoffer von der Kanalinsel Alderney.

Die Insel Alderney im Ärmelkanal war bereits im Sommer 1940 von den Deutschen besetzt worden. Sie errichteten kurze Zeit später mehrere Arbeitslager. Tausende Männer wurden dort eingesetzt, um die Insel gegen feindliche Angriffe zu befestigen. In einem Lager der „Organisation Todt“ war zwischen 1942 und 1944 auch Johannes Thielmanns Großvater, der Steinbrecher Emil Rompf aus Driedorf in Mittelhessen, als Arbeiter eingesetzt. Nicht weit entfernt existierte ab März 1943 ein Außenlager des KZ Neuengamme. 1000 Männer mussten hier ebenfalls Befestigungsanlagen errichten. Es kam immer wieder zu direkten Kontakten zwischen den KZ-Häftlingen und den Arbeitern der Organisation Todt.

Einer der KZ-Häftlinge soll ausgediente Sprengstoffkisten zu einfachen Koffern umgebaut und diese dann gegen Geld oder zusätzliche Lebensmittel eingetauscht haben. So kehrte auch Emil Rompf nach Kriegsende mit einem hölzernen Koffer in die Heimat zurück. „Die ganzen Jahre lag dieser Koffer bei uns in der Scheune, bis ich ihn wiedergefunden, sauber gemacht und ins Haus gebracht habe. Er hat unser Interesse an der Geschichte neu entfacht“, sagt sein Enkelsohn. Nun entschloss er sich, den Koffer der KZ-Gedenkstätte Neuengamme als Dauerleihgabe zu übergeben. Archivar Christian Römmer freut sich über den Neuzugang: „Zu dem Lager auf Alderney gibt es bisher sehr wenige Zeugnisse. Daher ist der Koffer für uns eine wertvolle Ergänzung der Sammlung.“