Am 17. September 1944 wurde in Wilhelmshaven am Alten Banter Weg ein Außenlager des KZ Neuengamme errichtet. Die über 1.000 männlichen Häftlinge, die im Stammlager ausgewählt worden waren, mussten Schwerstarbeit für die Kriegsmarinewerft sowie Aufräumungsarbeiten verrichten. Einige Baracken eines Zwangsarbeiterlagers waren zuvor mit Stacheldraht umzäunt und mit Wachtürmen umgeben worden.
Ohne Ruhetag mussten die Häftlinge zwölf Stunden täglich bei völlig unzureichender Ernährung und ständigen Schlägen und Schikanen arbeiten. Die Todesrate stieg rasch an. Bereits wenige Wochen nach Ankunft der KZ-Häftlinge wurde die Stadtverwaltung von der Kriegsmarine aufgefordert, auf dem Friedhof Aldenburg weitere Beerdigungsflächen zur Verfügung zu stellen. Im Totenbuch des KZ Neuengamme für das Außenlager in Wilhelmshaven wurden 234 Tote registriert. Die tatsächliche Zahl der Toten ist wahrscheinlich größer gewesen und wird auf maximal 700 geschätzt.
Erster Lagerführer war der vormalige Wehrmachtsoffizier Otto Thümmel. Er wurde im November 1944 durch SS-Unterscharführer Rudolf Günther ersetzt. Da die Marine auf einem ehemaligen Wehrmachtsoffizier als Lagerführer bestand, blieb Günther nur etwa einen Monat. Über die beiden letzten Lagerleiter, Arnold Büscher und Oskar Schwanke, ist wenig bekannt. Die Bewachung wurde in den ersten zwei Monaten von französischen SS-Männern übernommen, die von etwa 200 Marineartilleristen abgelöst wurden.
Am 3. April 1945 wurden 400 kranke Häftlinge per Bahn abtransportiert. Bei einem Bombenangriff der Alliierten auf den Zug am 7. April im Lüneburger Bahnhof starben mindestens 256 Häftlinge. Von den Überlebenden wurde eine Gruppe zu Fuß weiter nach Bergen-Belsen getrieben. Etwa 60 bis 80 zum Teil verletzte Häftlinge, die in Lüneburg geblieben waren, ermordete ein SS-Kommando am 11. April 1945.
Etwa 600 weitere Männer verließen das Außenlager Banter Weg teils zu Fuß, teils per Bahn am 5. April. Ziel war das Auffanglager Sandbostel, in dem die letzten Häftlinge erst am 18. April eintrafen. Ein Teil von ihnen wurde nach Unruhen im Lager erneut weitergetrieben und gelangte über Stade auf einen Kohlenfrachter „Olga Siemers“, der an der Elbe ankerte. Die Fahrt führte die Häftlinge durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel und über die Ostsee nach Flensburg, wo sie schließlich an Bord des Schleppers „Rheinfels“ am 10. Mai von britischen Truppen befreit wurden.
17. September 1944 bis 5. April 1945
1300 Männliche Gefangene
Werft- und Aufräumungsarbeiten
Kriegsmarinewerft
Gedenkstätte / Ehemaliges Lagergelände:
Alter Banter Weg, 26389 Wilhelmshaven
Das Lagergelände befindet sich zwischen dem Ems-Jade-Kanal und der Bahnstrecke Oldenburg-Wilhelmshaven.
Friedhof: Friedhofsweg, 26389 Wilhelmshaven.
Ausstellung:
Neues Küstenmuseum Wilhelmshaven
Weserstraße 58
26382 Wilhelmshaven.
https://www.kuestenmuseum.de/
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Vom Bahnhof Wilhelmshaven 5 Minuten Fußweg.
Öffnungszeiten:
Neues Küstenmuseum:
Di-So. 11–17 Uhr
Der historische Arbeitskreis des DGB Wilhelmshaven setzte sich Anfang der 1980er-Jahre für eine Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Außenlagers ein. Sie wurde am 18. April 1995 vom Oberbürgermeister der Stadt Wilhelmshaven eingeweiht. Neben freigelegten Grundmauern und Grundrissen befinden sich dort Schautafeln über das Außenlager und ein Gedenkstein.
Auf dem Friedhof Aldenburg sind mehrere hundert Tote des Außenlagers Wilhelmshaven bestattet. 1947 wurde ein Mahnmal errichtet, das an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Große Grabplatten tragen die Namen von dort bestatteten KZ-Häftlingen.
In der Dauerausstellung des Neuen Küstenmuseums Wilhelmshaven wird auch die Geschichte des Außenlagers Banter Weg dokumentiert.
Neues Küstenmuseum
Weserstraße 58
26382 Wilhelmshaven
Tel.: +49 (0) 4421 – 4 00 94 0
Fax: +49 (0) 4421 – 7 79 78 5
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