Die Steinöl GmbH war eine 1943 gegründete Tochtergesellschaft des Deutschen Asphaltkonzerns. Etwa vier Kilometer außerhalb von Schandelah mussten Häftlinge unterschiedlicher Nationalitäten aus dem Konzentrationslager Neuengamme ein Versuchswerk errichten. Ziel war vor allem die Gewinnung, die Verarbeitung und der Vertrieb gebundener Steinöle. Ein Häftlingskommando arbeitete seit Mai 1944 ständig im Tagebau, um Ölschiefer zu brechen. Eine zweite, größere Kolonne von etwa 100 Häftlingen verlegte auf dem Betriebsgelände Gleise und stellte einen Gleisanschluss zum Bahnhof Schandelah her. Dieses gefürchtete Kommando nannten die Häftlinge „Staatsbahn“. Weitere Arbeitskommandos führten Grabungs- und Betonarbeiten durch, einige Häftlinge sollen auch in einem Kalk- und Zementwerk gearbeitet haben.
Anfang April erreichten Räumungstransporte aus den Lagern in Porta Westfalica Schandelah, sodass die Häftlingszahl auf schätzungsweise 1300 anstieg. Am 10. April wurden alle Häftlinge in Güterwaggons über Magdeburg, Stendal und Wittenberge ins Auffanglager Wöbbelin bei Ludwigslust gebracht. Der Zug traf dort am 13. April ein. Die Häftlinge mussten jedoch noch zwei Tage in den Waggons verbringen, bevor sie am 15. April in dem bereits überfüllten Lager, in dem es an allem mangelte, aufgenommen wurden. Nach Aussagen ehemaliger Gefangener haben mindestens 200 Häftlinge des Außenlagers Schandelah die Haft nicht überlebt. Am 2. Mai wurden die Überlebenden von US-amerikanischen Truppen befreit.
Lagerführer waren zunächst SS-Oberscharführer Ewald Jauch und dann SS-Unterscharführer Friedrich Ebsen. Letzterer wurde nach dem Krieg für seine Verbrechen im Lager von einem britischen Militärgericht zum Tode verurteilt.
8. Mai 1944 bis 10. April 1945
800 Männliche Gefangene
Ölschieferabbau und verarbeitung
Steinöl GmbH
Gedenkstein am ehemaligen Lagergelände: am westlichen Ortseingang der Siedlung Schandelah-Wohld, nördlich der Landesstraße 633 zwischen Hordorf und Scheppau.
Gemeindefriedhof Scheppau: an der Landesstraße 633 Hordorf/Scheppau ca. 300 m vor dem Ortseingang Scheppau, östlich der Landesstraße 633, 38154 Königslutter.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: An Schultagen von Braunschweig mit Bus 45 bis zur Haltestelle „Schandelah-Wohld“.
Am Buß- und Bettag 1982 errichtete die Grüne Bürgerliste am Lagergelände, das heute der Bundeswehr gehört, ein Holzkreuz, das nach Protesten von Einwohnerinnen und Einwohnern der Siedlung Schandelah-Wohld auf Anordnung des Straßenbauamtes wieder entfernt werden musste. Nach beharrlichem Engagement der Grünen Bürgerliste und der belgischen Amicale de Neuengamme ließen die Gemeinde Cremlingen und der Landkreis Wolfenbüttel am 6. Mai 1985 einen Gedenkstein errichten.
Erst durch diese Aktivitäten fand auch Gemeindefriedhof von Scheppau, einem Ortsteil von Königslutter am Elm, Beachtung. Hierhin waren 113 Tote des Außenlagers Schandelah 1954 umgebettet worden. Die Stadt Königslutter hat dort am 1. Mai 1995 einen Gedenkstein mit Hinweisen zu den Toten und zum Außenlager Schandelah errichten lassen.
Gemeinde Cremlingen
Ostdeutsche Straße 22
38162 Cremlingen
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