In Sandbostel bei Bremervörde bestand ab 1939 ein großes Kriegsgefangenenlager (Stalag X B Sandbostel), das eine Durchgangsstation für über 313.000 Gefangene aus vielen Nationen war. Im April 1945 brachte die SS in einem separaten Lagerteil dieses Kriegsgefangenenlagers Häftlinge des KZ Neuengamme unter. Etwa 9500 Männer, viele von ihnen aus den Außenlagern in Bremen, Wilhelmshaven und im Emsland, verbrachten die letzten Wochen ihrer Gefangenschaft in Sandbostel. Die Verpflegung und Versorgung der Menschen war unzureichend, viele Häftlinge starben, zumal in Sandbostel auch eine Typhusepidemie ausbrach.
In der Nacht vom 19. auf den 20. April 1945 kam es während eines Luftalarms zu einer Revolte einiger hundert Häftlinge, die versuchten, eine Küchenbaracke zu stürmen, um an Nahrungsmittel zu gelangen. In der gleichen Nacht verließ die SS mit einigen hundert noch „marschfähigen“ Häftlingen das Lager in Richtung Flensburg.
Bis zum Eintreffen britischer Truppen am 29. April blieben die übrigen KZ-Häftlinge weitgehend sich selbst überlassen; sie wurden von den im benachbarten Lager untergebrachten Kriegsgefangenen notdürftig versorgt.
In Sandbostel starben in der Zeit vom 12. bis 29. April 1945 sowie in den Wochen danach an den Haftfolgen mehr als 3000 KZ-Häftlinge.
12. bis 29. April 1945
9500 Männliche Gefangene
-
-
Friedhof: Bevener Straße, 27446 Sandbostel.
Gedenkstätte Lager Sandbostel/Ehemaliges Lagergelände: Greftstraße 3, 27446 Sandbostel.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die Gedenkstätte ist nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Vom nächstgelegenen Bahnhof Bremervörde ist die Gedenkstätte mit Taxi erreichbar (12 km, etwa 25– 30 Euro).
Auf dem Friedhof „Kriegsgräberstätte Sandbostel“ sind Zehntausende Kriegsgefangene und 2700 Häftlinge des KZ Neuengamme bestattet. Auf dem rechten vorderen Friedhofsteil befindet sich am Gräberfeld der KZ-Häftlinge eine Gedenkplatte, die an die Opfer des KZ Neuengamme erinnert.
Das Kriegsgefangenenlager wurde zunächst vom Juni 1945 bis zum Frühjahr 1948 als britisches Internierungslager genutzt. Von 1948 bis 1952 diente es der niedersächsischen Justiz als Gefängnis „Lager Sandbostel“ und von 1952 bis 1960 dem Bund als Durchgangslager für männliche jugendliche DDR-Flüchtlinge. 1974 wurde das Gelände privatisiert und das Gewerbegebiet „Immenhain“ eingerichtet. Die zahlreichen baulichen Überreste des Lagers, etwa 30 Baracken und andere Gebäude, wurden 1992 zwar unter Denkmalschutz gestellt, verfielen aber mehr und mehr. Der Lagerteil, auf dem die KZ-Häftlinge provisorisch untergebracht waren, war bereits 1945 wieder zu Ackerland geworden.
Der 1992 gegründete Verein „Dokumentations- und Gedenkstätte Sandbostel e. V.“ hatte sich zum Ziel gesetzt, die Lagergeschichte zu erforschen und eine Gedenkstätte auf dem ursprünglichen Lagergelände in Sandbostel zu errichten. Von 1998 bis 2007 wurde zunächst eine provisorische Dokumentationsstätte im zehn Kilometer entfernten Bremervörde unterhalten.
Nach jahrelangen Widerständen seitens der Gemeinde Sandbostel und von örtlichen Gewerbetreibenden wurde im Sommer 2004 ein von der Landesregierung vermittelter Kompromiss erzielt: Es wurde von neuen Trägern die Stiftung Lager Sandbostel gegründet und 2005 ein erstes Teilgrundstück des ehemaligen Lagergeländes erworben. Durch Zukäufe 2008 und 2016 beträgt das Stiftungsgrundstück mittlerweile 4,7 ha mit 18 historische Gebäude, darunter ein bedeutendes Ensemble von sieben parallel gereihten Unterkunftsbaracken aus Holz. 2013 wurde die neugestaltete Gedenkstätte mit einer zweigeteilten Dauerausstellung zur Geschichte des Kriegsgefangenenlagers und zur Nachkriegsgeschichte des Ortes eröffnet.
Öffnungszeiten:
Mo. bis Fr. 9–16 Uhr, Sonn- und Feiertags, 11.00-17.00 Uhr (Mrz.-Okt.), 12.00-16.00 Uhr (Nov.-Feb.).
Stiftung Lager Sandbostel/ Gedenkstätte Lager Sandbostel
Greftstr. 3
27446 Sandbostel
Tel.: +49 (0) 4764 – 2 25 48 10
Fax: +49 (0) 4764 – 2 25 48 19
Email: info@stiftung-lager-sandbostel.de
Homepage: https://www.stiftung-lager-sandbostel.de/