Hamburg-Veddel (Frauen)

Im Juli 1944 wurde das größte Hamburger Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in einem Speicher in Veddel am Dessauer Ufer im Freihafen errichtet. Die ersten 1000 ungarischen und tschechischen Jüdinnen waren Anfang Juli 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau für einen Arbeitseinsatz in Hamburg ausgewählt worden. Sie erreichten Hamburg wahrscheinlich am 6. oder 7. Juli 1944. Etwa einen Monat später trafen am Dessauer Ufer weitere 500 polnische Jüdinnen aus dem Getto Litzmannstadt (Łódź) ein, die ebenfalls aus Auschwitz-Birkenau kamen.

Die Frauen mussten im Rahmen des „Geilenberg-Programms“ – ein Sofortmaßnahmenprogramm zur Rettung der zerstörten Mineralölindustrie – bei größeren Hamburger Raffinerien wie Rhenania Ossag (Shell), Ebano-Oehler (Esso), J. Schindler oder Jung-Öl, sowie anderen Hafenbetrieben, Aufräumungsarbeiten verrichten. Am 13. September 1944 teilte die SS die Frauen in drei Gruppen auf und verlegte sie in die Lager Hamburg-Sasel, Wedel und Hamburg-Neugraben. 

Zeitraum

Anfang Juli 1944 bis 13. September 1944

Anzahl der Häftlinge

1500 Weibliche Gefangene

Art der Arbeit

Aufräumungsarbeiten

Auftraggeber

Ebano-Oehler (Esso), J. Schindler, Rhenania Ossag (Shell), Jung-Öl u. a.

Ort

Wegbeschreibung

Ehemaliges Außenlager:
Lagerhaus G
Dessauer Straße 4
20457 Hamburg

Wandbild:
Neumühlen 16–20
22763 Hamburg

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Lagerhaus G: S Bahnstation Veddel.
Wandbild: Ab S Bahnstation Altona mit Bus 112 in Richtung Neumühlen bis zur Haltestelle „Lawaetzhaus“.

Führungen: Es finden regelmäßig Hafenrundfahrten zum Thema „KZ-Außenlager, Stätten von Widerstand und Verfolgung im Hamburger Hafen“ statt. Informationen und Anmeldung über die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Tel.: +49 (0) 40 - 4 28 13 15 00.

Gedenkstätte

Der Speicher wurde Ende 1998 von der Hamburger Kulturbehörde unter Denkmalschutz gestellt, da er die „historische Form der Lagerhaltung außerhalb der Speicherstadt mit ihrer für die damalige Zeit typischen Backstein-Architektur“ dokumentiere. In dem auch im Innern weitgehend unveränderten Gebäude seien an den Wänden zudem noch Spuren der Häftlinge in Form von Schriftzügen und Einritzungen zu finden, die es zu einem „wichtigen Zeugen“ des „Dritten Reiches“ im Hafengelände machten.

An der Außenwand wurden zwei Tafeln (eine auf Deutsch, eine auf Englisch) aus dem Programm des Denkmalschutzamtes angebracht, die auf die Geschichte des Außenlagers Dessauer Ufer hinweisen. 2020 erfolgte die Anbringung von zwei weiteren Tafeln, eine aus privater Initiative zum Gedächtnis an eine Gruppe von Gestapo-Häftlingen aus Groningen und eine Tafel der „Lagerhaus G Heritage Foundation“, die an die Opfer erinnert, die im Zuge der Bombardierung des Lagerhauses am 25.10.1944 starben. Seit 2021 steht vor dem Gebäude eine Skulptur zum Thema Zwangsarbeit von Carsten Bardehle nach einem Entwurf von Ella Nora Sloman.

Am Elbufer in Altona entstand 1995 auf Initiative des Arbeitskreises „Frauen im Museum der Arbeit“ mit Unterstützung der Lawaetz-Stiftung das Wandbild „Für die Frauen vom Dessauer Ufer“ von Cecilia Herrero und Hildegund Schuster. Der ursprünglich vorgesehene Standort war zuvor von der stadteigenen Hamburger Hafen- und Lagerhaus-AG abgelehnt worden. Im Mittelpunkt der Darstellung steht Lucille Eichengreen, eine 1925 in Hamburg geborene Jüdin, die im Oktober 1941 als 16 Jährige zusammen mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester ins Getto Lodz und später in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden war. Im Sommer 1944 kehrte sie als KZ-Häftling zur Zwangsarbeit in ihre Heimatstadt Hamburg zurück. Gemeinsam mit 500 anderen Frauen, zumeist polnischen Jüdinnen, kam sie vom Dessauer Ufer ins Außenlager Sasel des KZ Neuengamme und von dort gegen Kriegsende ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nach der Befreiung emigrierte Lucille Eichengreen, deren Mutter und Schwester ebenso wie ihr Vater (im KZ Dachau) ermordet worden waren, in die USA.

Das Wandbild ist Teil der Hamburger FrauenFreiluftGalerie, die seit 1994 mit Künstlerinnen aus Hamburg und Übersee versucht, Frauenleben und weibliche Arbeit aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln darzustellen. 

Kontakt

Sti. LAGERHAUS G Heritage FOUNDATION 
Güven Polat
Tel: +(00)1. 6179961842
Email: info@lagerhausg.org
www.lagerhausg.org  

Initiative Dessauer Ufer
Email: initiative-dessauer-ufer@riseup.net
https://initiativedessauerufer.noblogs.org/