In dem am 13. September 1944 von der SS in einem ehemaligen Kriegsgefangenenlager nahe der Mellingburger Schleuse errichteten Frauenaußenlager Sasel waren 500 überwiegend polnische Jüdinnen inhaftiert. Sie waren über das Getto Litzmannstadt (Łódź) und das KZ Auschwitz-Birkenau nach Hamburg deportiert und dort zunächst vier Wochen im Außenlager Dessauer Ufer untergebracht worden.
Die Frauen mussten für die Firmen Möller und Wayss & Freytag beim Bau von Behelfsunterkünften in den Hamburger Stadtteilen Poppenbüttel und Wandsbek arbeiten. Darüber hinaus waren einige Häftlinge auf dem Heiligengeistfeld tätig, um für die Firmen Moll und Kowahl & Bruns aus Trümmerschutt Betonplatten herzustellen. Weitere Einsatzorte waren Sternschanze, St. Pauli, Altona und Freihafen und die S-Bahnstation Rübenkamp in Barmbek.
Leiter des Außenlagers waren der Hauptmann der Wehrmacht Merker und danach der SS-Oberscharführer Leonhard Stark. Als Wachleute waren dienstverpflichtete Zollbeamte aus Hamburg eingesetzt.
Vermutlich am 7. April 1945 ließ die SS das Außenlager räumen und die Frauen per Bahn in das „Auffanglager“ Bergen-Belsen transportieren.
Zwei Wochen später, am 21. April 1945, wurde das Außenlager Sasel (im Zuge der Räumung der Außenlager des KZ Neuengamme) erneut mit weiblichen KZ-Häftlingen belegt. Sie kamen aus dem Außenlager Helmstedt-Beendorf und hatten zuvor nahezu ohne Verpflegung eine zehntägige Fahrt in Güterwaggons zurücklegen müssen. In Hamburg wurden die Überlebenden des ursprünglich 2000 Frauen umfassenden Transports auf die Außenlager Langenhorn, Eidelstedt, Wandsbek und Sasel verteilt. Zwölf Frauen starben noch am Tag ihrer Ankunft in Sasel.
Am 1. Mai 1945 konnten die meisten der Häftlinge mit einem Zug des Schwedischen Roten Kreuzes Hamburg verlassen. Über Dänemark wurden sie nach Schweden gebracht. Die in Hamburg verbliebenen Frauen wurden einige Tage später – vermutlich am 4./5. Mai – von britischen Soldaten befreit. Mindestens 35 Häftlinge starben im Außenlager Sasel an Hunger, Krankheiten, Misshandlungen und Erschöpfung. Sie wurden auf dem Bergstedter Friedhof beigesetzt. Sechs von ihnen waren bis zum 7. April gestorben, alle anderen waren Frauen, die aus dem Außenlager Helmstedt-Beendorf nach Sasel gebracht worden waren.
a) 13. September 1944 bis 7. April 1945, b) 21. April bis 4./5. Mai 1945
500 Weibliche Gefangene
Behelfswohnheimbau und Aufräumungsarbeiten
Möller, Kowahl & Bruns, Wayss & Freytag, Moll
Gedenkstein am ehemaligen Lagergelände:
Hamburg-Sasel
Ecke Petunienweg/Feldblumenweg
22395 Hamburg
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: ab S-Bahnstation Poppenbüttel mit Bus 276 bis zur Haltestelle „Feldblumenweg“.
Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel:
Kritenbarg 8
22391 Hamburg
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: (S1) S-Bahnstation Poppenbüttel.
Auf Initiative einer Gruppe des Gymnasiums Oberalster wurde im Juni 1982 mit Bezirksmitteln ein Gedenkstein am Ort des ehemaligen Lagergeländes am Feldblumenweg/Ecke Petunienweg aufgestellt und eine Tafel aus dem Programm der Hamburger Kulturbehörde „Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933–1945“ angebracht. Die Schülerinnen und Schüler hatten 1980/81 im Rahmen eines Projektes erstmals die Geschichte des Lagers erforscht und die Ergebnisse in einer Broschüre veröffentlicht.
Auf dem Gelände der ehemaligen Plattenhaussiedlung, dem heutigen Standort des Alstereinkaufszentrums und von Wohnanlagen, ist ein Plattenhaus erhalten geblieben. Im Januar 1985 wurden hier auf Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten, des Ortsausschusses Alstertal und des Museums für Hamburgische Geschichte ein kleines Museum und eine Gedenk- und Begegnungsstätte eingerichtet. Im Museumsteil ist eine Behelfsheimwohnung des Jahres 1944 mit Originalmobiliar eingerichtet, die die beengte Wohnsituation jener Ausgebombten zeigt, die als Beschäftigte in kriegswichtigen Betrieben von der Stadtverwaltung bevorzugt mit Wohnraum versorgt wurden. Die linke Gebäudehälfte beherbergt eine Ausstellung über die Geschichte des Außenlagers Sasel und über die harten Arbeitsbedingungen, unter denen die im KZ-Außenlager gefangenen Frauen im Plattenhausbau produzieren mussten. Seit dem 1. September 1989 erinnert auf dem Vorplatz der Gedenkstätte eine als Friedensbaum gestaltete Holzskulptur von Franz Vollert an das Schicksal der Häftlinge und die Schrecken des Zweiten Weltkrieges. Die Gedenkstätte gehört zur Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und wird auch von der Arbeitsgemeinschaft Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel ehrenamtlich betreut.
An der Bergstedter Kirche erinnert eine Gruppe von Gedenksteinen des Künstlers Axel Peters an die Toten des KZ-Außenlagers Sasel.
Öffnungszeiten Gedenkstätte:
So. 10–17 Uhr
Anmeldungen für Führungen über den Museumsdienst Hamburg
Tel.: +49 (0) 40 - 4 28 13 10
Homepage: www.museumsdienst-hamburg.de
Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte
Jean-Dolidier-Weg 75
21039 Hamburg
Tel.: +49 (0) 40 - 4 28 13 15 00
Fax: +49 (0) 40 - 4 28 13 15 01
E-Mail: stiftung@gedenkstaetten.hamburg.de
Gedenkstätte Plattenhaus Poppenbüttel
Tel.: +49 (0) 40 – 7 23 74 03 (nur während der Öffnungszeiten)
Homepage: https://poppenbuettel.gedenkstaetten-hamburg.de/de/