01.03.2021 Nachricht

Wir trauern um Roman Kamieniecki

In der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 2021 ist unser Freund Roman Kamieniecki an Covid-19 gestorben. Er war zuletzt Vorsitzender des Verbands ehemaliger politischer Häftlinge des KZ Neuengamme in Polen.

Roman Kamieniecki wurde am 7. August 1925 in Warschau geboren. Als junger Mann leistete er Widerstand gegen die deutschen Besatzer, indem er als Teil der Untergrundarmee Armia Krajowa Sabotageakte verübte. Von der Gestapo 1942 verhaftet wurde er im November in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Im Sommer 1943 wurde er in das Konzentrationslager Neuengamme deportiert und musste in den Arbeitskommandos Tongruben und Klinkerwerk arbeiten. Roman Kamieniecki erkrankte, überlebte aber und wurde in das Neuengammer Außenlager Hannover-Stöcken überstellt, wo er bei den Akkumulatorenwerken eingesetzt wurde. Kurz vor Kriegsende wurde er ins KZ Bergen-Belsen deportiert und dort von britischen Truppen befreit. Nach seiner Rekonvaleszenz in Schweden kehrte er nach Polen zurück, holte seine Schulbildung nach, gründete eine Familie und arbeitete bis zu seiner Pensionierung beim Ministerium für Bergbau und Energie.

In Interviews und Zeitzeugengesprächen berichtete Roman Kamieniecki immer wieder eindrucksvoll und ausführlich von seiner Zeit als Häftling in Auschwitz und Neuengamme. 2015 reiste er zu den großen Gedenkveranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung der Konzentrationslager nach Hamburg. Im folgenden Jahr hielt er für die Überlebenden bei der zentralen Veranstaltung zum Tag der Befreiung den Redebeitrag. Auch im Jahr 2020 überlegte er, zur Gedenkfeier zum 75. Jahrestag der Befreiung zu kommen, aber seine Gesundheit und die Pandemie verhinderten dies. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, insbesondere seinem Sohn Tomek.

Interview mit Roman Kamieniecki von Schüler*innen des Gymnasiums Michelstadt am 15. April 2011 (polnisch mit deutscher Übersetzung): Link (extern)
Rede von Roman Kamieniecki zum 71. Jahrestag der Befreiung, 3. Mai 2016 (deutsche Übersetzung): pdf