07.07.2022 Nachricht

Wir trauern um Petra Vollmer

Mehr als dreißig Jahre hat sich Petra Vollmer (geb. 1957) für ehemals Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes in Hamburg engagiert.

Ab 1989 arbeitete die Literaturwissenschaftlerin und Pädagogin in der Projektgruppe für die vergessenen Opfer des NS-Regimes in Hamburg e.V. mit. Sie forschte und beriet NS-Verfolgte in Entschädigungsfragen. Ihr Engagement setzte sie ab 1996 als Mitgründerin und Geschäftsführerin des ambulanten Pflegedienstes „Solidarische Hilfe im Alter“ fort und arbeitete ab 1998 parallel im Vorstand der Hamburger Stiftung „Hilfe für NS-Verfolgte“ mit.

Die „Soli-Hilfe“ war der bundesweit einzige Pflegedienst mit speziellem Fokus auf ehemalige NS-Verfolgte und deren Angehörige sowie Freund*innen und einer antifaschistischen und antirassistischen Ausrichtung. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme war der Arbeit der „Soli-Hilfe“ seit über 20 Jahren ideell wie auch praktisch verbunden: Die Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. (ASF), die sich Jahr für Jahr in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme engagieren, haben jeweils auch einen Tag in der Woche einen der von der „Soli-Hilfe“ betreuten Menschen besucht. Die Kooperation von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste mit dem von Petra Vollmer mitbegründeten Verein „Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten“ und dem Pflegedienst „Solidarische Hilfe im Alter“  begann bereits 1998. Von Anfang an war Petra Vollmer an den Vertragsabschlüssen beteiligt. Sie hatte persönlichen Kontakt zu den internationalen Freiwilligen und hat sie immer engagiert, verständnisvoll und freundlich unterstützt.

Am 30. Juni 2022 musste die „Solidarische Hilfe“ aus personellen Gründen ihren Pflegebetrieb einstellen.

Petra Vollmer starb nach schwerer Krankheit tragischerweise am Tag darauf.

Sie blieb engagiert bis zuletzt, wollte im Juli noch als Podiumsgast der KZ-Gedenkstätte über ihre Arbeit mit Betroffenen der NS-Verfolgung von armen und unangepassten Menschen berichten. Der Verein Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten e.V. wird sich auch weiterhin für ehemalige NS-Verfolgte in Hamburg einsetzen und die Zusammenarbeit mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste und den ASF-Freiwilligen fortsetzen.  

Neben ihren nächsten Angehörigen und ihren Freundinnen und Freunden werden auch viele Überlebende der NS-Verfolgung in Hamburg Petra Vollmer schmerzlich vermissen. Auch wir sind sehr traurig.