19.01.2023 Projekt, Nachricht
Die Kulturwissenschaftlerin Tomke Blotevogel unterstützt seit dem 1. Januar 2023 die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte in dem drittmittelgeförderten Forschungsprojekt „NS-Kriegswirtschaft im Hamburger Hafen“.
Etwa eine halbe Million Menschen aus ganz Europa wurden während des Zweiten Weltkriegs in die Zwangsarbeit nach Hamburg verschleppt. Die überwiegend jungen Männer, Frauen und Jugendlichen mussten für die deutsche Industrie, das Gewerbe, in der Landwirtschaft oder in Privathaushalten arbeiten. Im Hamburger Hafen, dem Dreh- und Angelpunkt der städtischen Kriegswirtschaft, wurden die Zwangsarbeiter:innen zu Arbeiten in den Werften, Raffinerien, anderen Hafenbetrieben und zur Trümmerbeseitigung nach Luftangriffen herangezogen. Untergebracht wurden sie in Lagerhäusern, Schuppen oder Holzbaracken in der Nähe der Arbeitsorte.
Im Rahmen dieses Projektes wird Tomke Blotevogel die Organisation und Bedeutung von NS-Zwangsarbeit in der Kriegswirtschaft im Hamburger Hafen exemplarisch erforschen. Dabei bilden die Vernetzung und der fachliche Austausch mit Expert:innen, Akteur:innen und themenverwandten Projekten einen wichtigen Bestandteil des Forschungsvorhabens. Fachlich begleitet wird sie von den Professorinnen Kirsten Heinsohn und Birthe Kundrus von der Universität Hamburg sowie Prof. Detlef Garbe (ehemaliger Vorstand SHGL), Prof. Oliver von Wrochem (Vorstand SHGL) und Christian Römmer (Archiv, Gedenkstätte Neuengamme). Die Ergebnisse der Forschungsarbeit sollen neben der Studie auch für ein Ausstellungsprojekt nutzbar und öffentlich zugänglich gemacht werden. Mit dem auf dreieinhalb Jahre angelegten Projekt erhält Tomke Blotevogel die Möglichkeit zur wissenschaftlichen Weiterqualifikation (Promotion).
Tomke Blotevogel hat nach dem Studium der Kulturwissenschaften an der Universität Jena, der Universität Konstanz und der Universidad de Santiago de Chile zunächst im deutsch-chilenischen Oral History Projekt zur Colonia Dignidad mitgearbeitet. Von Juli 2020 bis Ende Dezember 2022 absolvierte sie ein wissenschaftliches Volontariat an der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel/ Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, wo sie im Rahmen eines Drittmittelprojektes zu den Außenorten des Strafgefängnisses Wolfenbüttel im Nationalsozialismus recherchierte und Ausstellungsmodule mitentwickelte.