22.05.2018 Bericht
Kaum ein Museum, das heutzutage nicht wenigstens eine der gängigsten Social-Media-Plattformen bedient. Egal ob auf Facebook, Twitter oder Instagram, für jedes dieser Netzwerke werden von Museen Beiträge verfasst, Bilder gepostet oder Videos hochgeladen und dann von ihren Follower geteilt, geliked und kommentiert. In der Öffentlichkeitsarbeit an Gedenkstätten fand diese Nutzung eher zögerlich Anklang. Mittlerweile finden sich jedoch viele Gedenkstätten zumindest auf einer der Plattformen.
Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme ist schon seit mehreren Jahren auf den genannten Plattformen zu finden (Twitter, Instagram, Facebook). Ein Grund für diese Aktivitäten ist, den im Internet sehr aktiven reaktionären bis revisionistischen Stimmen eine vertrauenswürdige und sachliche Stimme entgegenzusetzen und damit diejenigen zu stärken, die gegen Rassismus, Antisemitismus oder „alternative Fakten“ agieren.
Digitale Präsentation und Kommunikation ist heutzutage gang und gäbe. Wer Menschen erreichen will, der sollte im Internet präsent sein und idealerweise auch soziale Medien nutzen. Nirgendwo anders hat ein Museum oder eine Gedenkstätte die Chance, ihre Themen direkt zu kommunizieren, aber auch in Erfahrung zu bringen, wo das Interesse liegt, welche Themen interessant und aktuell sind. Kaum irgendwo anders funktioniert Wissensvermittlung so direkt und vor allem auch der Austausch zwischen Museum und Interessenten so unmittelbar, wie auf den verschiedenen digitalen Plattformen. Ein aktuelles Beispiel für die Schaffung von Aufmerksamkeit ist die Teilnahme an der MuseumWeek.
Vom 23. bis 29. April 2018 fand zum 5. Mal die MuseumWeek statt. Dies ist die Bezeichnung für ein weltweites Kulturevent für Museen und Gedenkstätten in sozialen Netzwerken, in diesem Fall handelt es sich um eine Aktion speziell für Twitter. In der betreffenden Woche werden unter einem übergeordneten Thema – in diesem Jahr hieß es „Living together, citizenship and tolerance“ – und einem täglich wechselnden Unterthema Beiträge gepostet und mit passenden Hashtag versehen (ein Suchbegriff, der Beiträgen angeheftet wird, so dass thematisch passende Beiträge gefunden werden). Zu diesen vorgeschlagenen Hashtags zum Thema werden von den teilnehmenden Museen, aber auch Besucherinnen und Besuchern, Beiträge, Fotos und Videos verfasst und diese über den Kurzinformationsdienst Twitter geteilt.
Während der MuseumWeek 2018 wurden weltweit über 65.000 thematische Tweets versendet, die wiederum über 657.000 Mal geteilt und mehr als 20.00 Mal kommentiert wurden. Gemessen an der Zahl der mit ihren Tweets erreichten Twitter-Nutzer ist der Louvre das einflussreichste Museum, das über 180 Millionen Menschen erreichte. In Deutschland wurden über 1300 Tweets zum Thema versendet, die über 10.700 Mal geteilt und über 500 Mal kommentiert wurden.
Auch die KZ-Gedenkstätte Neuengamme hat in diesem Jahr erneut teilgenommen. Mit 33 Beiträgen nahm die Gedenkstätte unter den teilnehmenden Museen und Gedenkstätten aus Deutschland in der Anzahl der Tweets den 8. Platz ein, bei den Kommentaren auf Beiträge lag die Gedenkstätte auf dem 6. Platz, bei der Reichweite belegte die Gedenkstätte unter den teilnehmenden deutschen Museen an fünf von sieben Tagen einen Top-Ten-Platz mit täglichen Reichweiten zwischen 33.674 und 63.300 erreichten Followern, und das, obwohl die Gedenkstätte im Vergleich mit anderen deutschen Museen über sehr viel weniger Follower verfügt.
Anhand dieser Statistik wird deutlich, warum Social Media so interessant sein kann: Es wird Aufmerksamkeit in den sozialen Medien generiert und es werden neue Interessentinnen und Interessenten gewonnen, die mit einem „follow“ auch künftig die Beiträge der Gedenkstätte erhalten (in dem Fall waren es 32 neue Follower). Im April wurden generell mehr Tweets (Beiträge) über den Account der Gedenkstätte verfasst, was nicht nur an der MuseumWeek, sondern auch an anderen Tweets zu Ereignissen im April lag, aber: die Tweet-Impressionen (Menschen, die durch die Tweets erreicht wurden), haben sich in der betreffenden Woche um mehr als 50% gegenüber dem Durchschnitt gesteigert, bei den Profilbesuchern ist eine Steigerung von fast 100% erreicht worden. Am meisten hat sich jedoch bei den Erwähnungen der Gedenkstätte getan. Diese Statistik zeigt an, wie viele andere Personen die Gedenkstätte in eigenen Tweets erwähnt haben oder mit ihr in Kommunikation getreten sind, hier konnte eine Steigerung von 150% im Vergleich zum Vormonat erreicht werden. Insgesamt konnte das Twitter-Profil der Gedenkstätte im Monat April 352.000 Tweet Impressionen verzeichnen, was im Grunde so viel heißt, dass 352.000 Menschen die Beiträge der KZ-Gedenkstätte auf Twitter gesehen haben. Dies ist eine ziemlich hohe Reichweite, die mit keinem anderen Medium zu erreichen ist.
Die sozialen Netzwerke bieten also eine gute Möglichkeit, möglichst viele unterschiedliche Menschen direkt und unkompliziert zu erreichen, sie zu informieren oder mit ihnen in einen Dialog einzutreten.
Iris Groschek, Öffentlichkeitsarbeit / René Eder, studentischer Mitarbeiter für den Bereich Internet / Soziale Medien