Die Hamburger Bürgerschaft und der Hamburger Senat haben am Volkstrauertag an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft erinnert. Die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit und Hamburgs Zweite Bürgermeisternin Katharina Fegebank legten am Vormittag am Internationalen Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und am Mittag am denk.mal Hannoverscher Bahnhof Kränze nieder.

In der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erinnerte Frau Veit mit Blick auf den Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine an Werte wie Freiheit und Demokratie, die die Weltgemeinschaft sich nach 1945 gegeben habe. "Gerade in diesen schweren Zeiten kann unser Bestreben nur sein, unser Leben auch künftig in Freiheit und Frieden zu gestalten. Das ist das essenzielle Vermächtnis der Opfer des KZ Neuengamme, nach dem wir unser heutiges Handeln ausrichten." Während der Zeremonie, an der ca. 70 Personen u.a. von Verfolgtenverbänden und aus der Politik teilnahmen, fand Franciska Henning, Großenkelin von Georg Kieras, der als Widerstandskämpfer während der NS-Zeit inhaftiert und als "999"er zum Kriegseinsatz über den Hannoverschen Bahnhof eingezogen wurde, in ihrer Rede persönliche Worte über die Bedeutung der Vergangenheit in der Gegenwart.

Am denk.mal Hannoverschen Bahnhof fand im Anschluss eine Gedenkzeremonie statt. Hier betonte Katharina Fegebank, dass dieser Ort, von dem aus mehr als 8000 Menschen im Nationalsozialismus aus Hamburg deportiert wurden, für unfassbares Leid stehe und dazu mahne, für Frieden und Freiheit, gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung einzutreten. Stefan Romey, Vorsitzender der Hamburger Stiftung Hilfe für NS-Verfolgte, erinnerte anschließend an die Schicksale der Deportierten. Am Beispiel der Sinteza Ilka Laubinger, die in der Bundesrepublik jahrzehntelang für Anerkennung und Entschädigung kämpfen musste, beschrieb er das erneute Unrecht, dem viele ehemals Verfolgte auch nach 1945 ausgesetzt waren, während die Täter kaum einmal zur Verantwortung gezogen worden seien. Der Publizist und Überlebende Ralph Giordano habe dafür den Begriff von der "Zweiten Schuld" geprägt.

Ansprache der Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Rede von Franciska Henning in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Rede von Stefan Romey am denk.mal Hannoverschen Bahnhof