13.12.2024 Nachricht

Trauer um Habbo Knoch

Völlig überraschend hat uns die Nachricht ereilt, dass Prof. Dr. Habbo Knoch am 11. Dezember 2024 plötzlich verstorben ist. Wir sind fassungslos! Habbo Knoch wurde 55 Jahre alt, wir alle haben sein Engagement, seine klugen Worte und humorvolle Aufmerksamkeit in vielen Jahren guter Zusammenarbeit kennlernen dürfen.

Seit über 15 Jahren hat Habbo Knoch intensiv die Arbeit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme als Mitglied der wissenschaftlichen Fachkommission begleitet. Er hat in diesen Jahren zahlreiche Impulse zur inhaltlichen Ausrichtung der Gedenkstättenarbeit gegeben und sich auch aktiv an zahlreichen Tagungen und Publikationen beteiligt.

So beteiligte er sich, um nur ein Beispiel zu nennen, 2016 an der Leitung der Tagung „Der beschwerliche Weg zur Anerkennung der Verfolgten des Nationalsozialismus – Zivilgesellschaft, Gedenkstätten und Wissenschaft im Dialog“. Auch in den Folgejahren blieb er der grundlegenden Frage auf der Spur, wie sich Gedenkstättenarbeit zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und staatlichem Auftrag weiterentwickeln und aufklärerisch wirksam werden kann.

Zwei Jahre nach der Überführung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme in die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen übernahm Habbo Knoch 2022 den Vorsitz der erweiterten wissenschaftlichen Fachkommission, die er stets mit der ihm eigenen klaren, pointierten  und zugleich ausgleichenden Art moderierte. Er war der Überzeugung, dass Gedenkstätten gesellschaftliche Prozesse aktiv mitgestalten müssen, und zwar auf der Grundlage eines Werteverständnisses, das sich aus der Auseinandersetzung mit den NS-Verbrechen ergebe. Seine Leidenschaft für die Geschichte der Entwicklung von Gedenkstätten und die damit verbundenen geschichtspolitischen Debatten sind auch an der Mitherausgeberschaft des 2022 im Auftrag unserer Stiftung publizierten Bandes „Entdeckendes Lernen. Orte der Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen“ abzulesen. Er arbeitete bis zuletzt an einer kritischen Bestandsaufnahme und an Perspektiven der Weiterentwicklung der Gedenkstättenbewegung mit – dieses Projekt werden wir nun ohne ihn zu Ende bringen müssen. Wir werden seine wichtigen Impulse hierbei schmerzlich vermissen.

Auch im Rahmen seiner Tätigkeit in der Redaktion der „Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland“, die von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme herausgegeben wurde, trug er zur vertieften regionalgeschichtlichen Erforschung der NS-Verbrechen im nationalsozialistischen Lagersystem bei. Zur Neuausrichtung der gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft KZ-Gedenkstätten herausgegebenen Heftreihe, die als „Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung“ seit 2020 einen überregionalen Fokus entwickelte, trug er maßgeblich bei. Ebenso sah er stets die Notwendigkeit, Methoden der Gedenkstättenarbeit zu hinterfragen und sich insbesondere dem digitalen Wandel zu öffnen, wie er mit dem von ihm mitverantworteten Band dieser Heftreihe „Digital Memory. Neue Perspektiven für die Erinnerungsarbeit“ 2023 aufzeigte.

Mit ihm haben wir einen nahen Freund und Förderer unserer Arbeit verloren, der mit vielen von uns auch persönlich eng verbunden war.

Habbo Knoch ist viel zu früh gestorben. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie, deren Trauer und den Schmerz wir teilen.

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