14.03.2024 Projekt

Neues Projekt: Die Hamburger Kulturlandschaft im Nationalsozialismus

Das Forschungsprojekt legt die Grundlagen für eine Ausstellung im Jahr 2026 über die Hamburger Kulturverwaltung und Kulturöffentlichkeit.

In der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte ist zum 1. März 2024 ein neues Forschungs- und Ausstellungsprojekt gestartet, das sich mit der Hamburger Kulturlandschaft im Nationalsozialismus befasst. Der Kunst- und Kulturbereich gehörte zu den ersten Wirtschaftszweigen, die von den Nationalsozialisten reguliert und „judenfrei“ gemacht wurden. Doch es gab ebenso bereitwillige Profiteure, die die Gelegenheit nutzten, unter dem neuen Regime künstlerisch Karriere zu machen.  Moderne, abstrakte Kunst wurde in der NS-Ideologie oftmals abgelehnt, verleumdet und zerstört, ein bekanntes Beispiel dafür ist die Ausstellung „Entartete Kunst“, die 1938 auch in Hamburg zu sehen war. Das faschistische Regime tat sich oftmals schwer, eine eigene Ästhetik zu erschaffen, weshalb im Rahmen des Projektes auch die Frage verfolgt wird, welche eigenen Setzungen die Nationalsozialisten vornahmen, etwa bei der Gestaltung von Denkmälern wie dem Kriegsklotz am Dammtorbahnhof (1936) oder den kolonialistischen Askari-Reliefs in Jenfeld (1938).

Die Rolle der Hamburger Kulturverwaltung ist zentrales Thema

Im Mittelpunkt der Forschung soll die Rolle der Hamburger Kulturverwaltung stehen, die unter der Leitung von Wilhelm von Allwörden und Hellmuth Becker für Gleichschaltungen, Arisierungen und Verstaatlichungen von Kulturbetrieben verantwortlich waren und damit an einer nationalsozialistischen Politik der Verfolgung beteiligt waren. Neben der Ebene der Täter, Mitläufer*innen und Profiteur*innen auf der einen Seite sollen auch Schicksale verfolgter, verfemter und ermordeter Künstler*innen dargestellt werden, die weitgehend in Vergessenheit geraten sind, wie die jüdische Malerin Alma del Banco, die sich 1943 aus Angst vor der Deportation in das KZ Theresienstadt das Leben nahm.

Ausstellung im Hamburger Rathaus 2026

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen 2026 in einer Ausstellung im Hamburger Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert werden. Finanziert wird das Projekt durch die Behörde für Kultur und Medien, angesiedelt ist es in der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte. Kooperationen mit Hamburger Kulturinstitutionen wie Museen und Theatern sind geplant.

Als Kuratorin ist die Historikerin Gisela Ewe mit dem Projekt betraut. Sie hat in Hamburg und Moskau Geschichte und Philosophie studiert und ist seit 2014 freiberufliche Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Sie forscht außerdem zur Geschichte antikolonialer Bewegungen in der Zwischenkriegszeit und ist in der historisch-politischen Bildungsarbeit vorrangig zu den Themen Nationalsozialismus, Kolonialgeschichte und Osteuropa tätig.