08.05.2024 Bericht, Projekt

Neu erschienen: Bildungsmaterialien zu ehemaligen sowjetischen Zwangsarbeiter*innen

Ab sofort sind Online-Bildungsmaterialien abrufbar, die sich mit den Schicksalen ehemaliger sowjetischer Zwangsarbeiter*innen nach ihrer Befreiung befassen.

Im Mittelpunkt der multimedialen Bildungsmaterialien steht die Diskriminierung ehemaliger ziviler NS-Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion nach ihrer Rückkehr in die UdSSR. Darüber hinaus eröffnen die Materialien einen Blick auf die Geschichte der Zwangsarbeit von Menschen aus der Sowjetunion im nationalsozialistischen Deutschland sowie auf die späte Entschädigung ehemaliger NS-Verfolgter aus sozialistischen Staaten Osteuropas durch die Bundesrepublik Deutschland. Sie sind auf der Website der „Lernwerkstatt Offenes Archiv“ abrufbar.

Die Materialien ermöglichen es, Diskriminierung an einem historischen Fallbeispiel als vielfältiges gesellschaftliches Phänomen zu analysieren: ihre universellen und jeweils spezifischen Motivlagen und Mechanismen, verschiedene Strategien zu ihrer Überwindung durch diskriminierte Menschen in der Vergangenheit und mögliche Wege zu ihrer Bekämpfung heute.

Zugleich zielen die Materialien darauf ab, deutsche Schüler*innen für ein bislang marginalisiertes Thema der Erinnerungskultur in Deutschland zu sensibilisieren – die Zwangsarbeit von Sowjetbürger*innen im nationalsozialistischen Deutschland und deren weitreichende Folgen für die Überlebenden. Indem sie in Deutschland bis heute weithin vernachlässigte osteuropäische Perspektiven in die Geschichte der NS-Verbrechen einbeziehen, tragen die Materialien zu einer multiperspektivischen und damit inklusiveren Erinnerungskultur bei.

Die Materialien eignen sich für die schulische und außerschulische historisch-politische Bildungsarbeit mit Schüler*innen ab der Oberstufe sowie mit Erwachsenengruppen. Die Online-Materialien führen in verschiedene Arten von historischen Quellen sowie die Prinzipien der Quellenarbeit ein. Sie umfassen Hintergrundtexte und biografische Darstellungen. Zu den Quellen gehören Auszüge aus Video-Interviews, Gegenstände sowie Auszüge aus Briefen. Des Weiteren ermöglichen die Materialien die interaktive Arbeit mit Karten und Zeitleisten.

Entwickelt wurden die Materialien im Rahmen eines von Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderten Projekts.

Das Projekt knüpft an die Ausstellung „Mehr als Höflichkeit. Gastgeschenke aus dem Hamburger Besuchsprogramm für ehemalige Zwangsarbeiter*innen“ an, die die KZ-Gedenkstätte Neuengamme im Projektraum “NS-Verfolgte aus dem östlichen Europa“ im ehemaligen Kommandantenhaus in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zeigt. Am 19. Mai 2024, zum Internationalen Museumstag, präsentiert die Projektmitarbeiterin Evelina Rudenko die Bildungsmaterialien in der Ausstellung auf Englisch und Russisch und steht für weitere Informationen zur Verfügung. Der Projektraum „NS-Verfolgte aus dem östlichen Europa“ ist am Internationalen Museumstag von 12-16 Uhr geöffnet. 

Zur Webseite "Schicksale ehemaler NS-Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion nach ihrer Befreiung"