08.11.2017 Bericht

Kammermusikmatinee mit Literatur. Ein Programm zum Widerstand

Das Programm der Sonntagsmatinée in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme war jenen mutigen Querdenkern und Künstlern gewidmet, die sich bis zuletzt gegen den nationalsozialistischen Terror behaupteten. Zu Gehör kamen unter anderem Paul Celans "Todesfuge" sowie Gedichte französischer Häftlinge des KZ Buchenwald. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung durch teils fast vergessene Werke für Bläserquintett.

Unter dem Motto „Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen“ kamen vergangen Sonntag der Schauspieler Roman Knižka und das Bläserquintett Ensemble Opus 45 in der Gedenkstätte Neuengamme zusammen. Das von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Programm verband klassische Musik mit Literatur. Die rund 70 Zuschauer, die zur Veranstaltung in die ehemaligen Produktionshallen der Firma Walther in die KZ-Gedenkstätte kamen, bekamen dabei Musik von Komponisten zu hören, die zu Opfern der nationalsozialistischen Diktatur wurden, darunter die Kleine Kammermusik (op. 24/2) von Paul Hindemith, das Bläserquintett (op. 10) von Pavel Haas und sechs Bagatellen von György Ligeti zu hören.

Zwischen jeder musikalischen Darbietung, wusste Roman Knižka literarische Werke von Paul Celan, Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Erich Kästner oder Mascha Kaléko und anderen Dichtern ausdrucksstark an die Zuschauerinnen und Zuschauer heranzubringen, zusammen mit zum jeweiligen Text passenden kleinen Einlagen (während er „Küss die Faschisten“ von Tucholsky vortrug, warf er zum Beispiel Flugblätter in die Höhe), bot sich dem Zuschauer ein vielfältiges, beeindruckendes Programm.

Das Projekt war all jenen gewidmet, die sich bis zum Schluss gegen den nationalsozialistischen Terror behauptet hatten. Dementsprechend wurden eindrucksvolle und nachdenkenswerte Texte und Stücke ausgewählt und beeindruckend vorgetragen. Am Ende ist es Roman Knižka und dem Quintett Opus 45 nicht nur gelungen, in rund 80 Minuten dem dargebotenen Schaffen der Künstler gerecht zu werden und sich dem Widerstand im Dritten Reich zu widmen, sondern auch die Zuschauerinnen und Zuschauer mit dem ein oder anderen Gedankenanstoß nach Hause gehen zu lassen.

Text: René Eder