21.04.2022 Gedenkveranstaltung
Am 20. April wurde mit einer Gedenkveranstaltung, an der viele Angehörige teilnahmen, an 20 jüdische Kinder und mindestens 28 Erwachsene erinnert, die vor 77 Jahren in einem Schulgebäude am Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort von SS-Männern ermordet wurden. An den Kindern waren zuvor im KZ Neuengamme pseudomedizinische Experimente durchgeführt worden.
Zur Gedenkveranstaltung hatte die Vereinigung "Kinder vom Bullenhuser Damm" eingeladen.
Das Programm begann mit einer nichtöffentlichen Gedenkfeier, zu der Angehörige der ermordeten Kinder anreisten: Aus Israel Arnon und Gilad Reichenbaum (Neffen von Eduard Reichenbaum), Guy James mit seiner Familie (Großcousin von Marek James), aus den USA Mark James mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen Scott und Adam mit ihren Familien (Bruder von Marek James), aus Frankreich Marc-Alain Grumelin (Stiefbruder von Eleonora und Roman Witonski), Jeremy Morgenstern (Großcousin von Jacqueline Morgenstern) und aus Belgien (bzw USA bzw Italien) Andra und Tatiana Bucci (Cousinen von Sergio de Simone), aus Hamburg Familie Zylberberg (Familie von Ruchla Zylberberg). Grete Hamburg mit ihren Enkelinnen (Schwester von Walter Jungleib) aus Israel konnte leider, obwohl angereist, auf Grund eines Unfalls nicht teilnehmen.
Diese Gedenkfeier wurde live im Internet übertragen und ist nun auch online zu sehen: Gedenkfeier
„Unter den zahllosen Verbrechen, die Deutsche während der nationalsozialistischen Herrschaft begangen haben, sind die Morde im Keller der Schule am Bullenhuser Damm eine besonders abscheuliche, erschütternde und unfassbare Tat. […] Die Trauer um die Toten vereint uns. Doch sie verpflichtet uns Deutsche auch. Sie verpflichtet uns, nicht zu vergessen, was geschehen ist und wobei so viele mitgemacht haben. Viel zu lange wurde diese Schuld verschwiegen, verdrängt und vergessen gemacht.“ (Frank-Walter Steinmeier)
Zur Gedenkfeier begrüßte zunächst Daniel Zylberberg als Vertreter der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm, bevor ein schriftliches Grußwort von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vorgelesen wurde. Mit einem Video-Grußwort sprach auch Carola Veit, Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, zu den Anwesenden. Anschließend sprach die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, bevor Prof. Detlef Garbe die Festrede hielt, auf der er die Entwicklung der Gedenkstätte skizzierte und an die Verdienste für die Erinnerung von Barbara Hüsing erinnerte, die die Geschäftsführung der Vereinigung nach 42 Jahren niedergelegt hatte.
„Ich empfinde die heutige Anwesenheit von fast 20 Angehörigen der hier ermordeten Kinder, die aus Israel, den USA, Frankreich und Belgien angereist sind oder als in dieser Stadt lebende Familie einen zwar nicht so einen weiten, aber gleichwohl schweren Weg angetreten haben, als ein großes Geschenk – und ich bin mir sicher, dass viele oder alle hier ähnlich fühlen werden.“ (Detlef Garbe)
Weitere Redebeiträge kamen von Jeremy Morgenstern, der einen Brief seines Vaters Henri vorlas, sowie von Freiwilligen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die die aktuelle Kunstinstallation am Bullenhuser Damm gestaltet haben. Adeng Joseph und Jonas Schultz von der Brecht-Schule sprachen über die Bedeutung von Erinnerung für sie persönlich, bevor Schüler*innen des Gymnasiums Klosterschule und der Brecht-Schule Hamburg namentlich an die ermordeten Kinder gedachten. Das Programm wurde begleitet durch Musik des Ensemble WAKS.
Nach der Veranstaltung gab es ein öffentliches Gedenken im Rosengarten der Gedenkstätte. Dies wiederum wurde begleitet durch eine musikalisch-tänzerische Performance „Memory-Room“ unter Regie von Dirk Schattner mit Tänzer*innen, der Opernsängerin Kathryn Wieckhorst und Hamburger Schüler*innen der Stadtteilschule Bergedorf.
Rund um die Gedenkfeier gab es weitere Veranstaltungen zur Erinnerung an den Bullenhuser Damm. Am Vormittag des 20. April gab es eine Gedenkstunde der 4. Klassen der Grundschulen Anna-Susanna-Stieg und Rönnkamp und der Kirchengemeinde Schnelsen in Burgwedel, einem Stadtteil, in denen Straßennamen an die Kinder vom Bullenhuser Damm erinnern. Außerdem wurde zu einer Mittagsandacht in die Hauptkirche St. Michaelis eingeladen.
Im "Freiraum" im Museum für Kunst und Gewerbe wird die Wanderausstellung der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm gezeigt und am 21. April das Buch „Wir, Mädchen aus Auschwitz“ unter Anwesenheit der Auschwitz-Überlebenden Andra und Tatiana Bucci vorgestellt, die Cousinen des am Bullenhuser Damm ermordeten Sergio de Simone sind. Das Programm wurde durch ein online-Gespräch in der Friedich-Ebert-Stiftung beendet zum Thema "Sich an den Holocaust erinnern - was heißt das für uns persönlich?"
Bericht im Hamburg-Journal (TV)
Bericht im NDR
Bericht von Sat1 (TV)
In unserem TikTokAccount veröffentlichen wir aktuell kurze Videos der Angehörigen, zum Beispiel mit Andra und Tatiana Bucci