26.04.2022 Nachricht

Erna Mayer verstorben

Am 14. April 2022 starb Erna Mayer, geb. Gill, im Alter von 96 Jahren. Als Stiftung haben wir es auch dieser engagierten Gewerkschaftlerin und Sozialistin zu verdanken, dass vor 35 Jahren die Gedenkstätte Fuhlsbüttel entstehen konnte. Wir trauern mit der Familie.

Als Mitglied der Willi-Bredel-Gesellschaft und der VVN-BdA (Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) hatte sich Erna Mayer zeitlebens im Bereich der politischen Bildung engagiert. „Langweilig war mein Leben nie“, konstatierte sie. Ihr Vater war der kommunistische Bürgerschaftsabgeordnete Hugo Gill, der während der nationalsozialistischen Herrschaft in die Illegalität ging, verhaftet wurde und u.a. im KZ Fuhlsbüttel, genannt „Kolafu“, inhaftiert war. Auch aus eigener Anschauung hat die Tochter Schikane und Misstrauen, Staatswillkür und Unrecht der Nationalsozialisten erfahren. Erna Mayer erlebte eine zerrissene Kindheit, spürte Ausgrenzungen in der Schule und die Folgen des Krieges.

Nach Kriegsende war es ihr ein Bedürfnis, sich gesellschaftspolitisch zu engagieren und aus ihren Erfahrungen Konsequenzen für die Zukunft zu ziehen. Es war ihr wichtig, als Zeitzeugin mit Schüler*innen zu sprechen, um über die nationalsozialistische Gewaltherrschaft aufzuklären. Sie engagierte sich stets für einen angemessenen Umgang mit der Geschichte, so für eine Gedenkstätte im ehemaligen „Stadthaus“, in dem ihr Vater nach der Verhaftung von der Gestapo misshandelt worden war.

1983 hatte sie vor dem Torhaus der Justizvollzugsanstalt am Suhrenkamp für eine namentliche Erinnerung an die Opfer des „Kolafu“ demonstriert und dabei eine provisorische Gedenktafel an einem Baum befestigt. Seitdem engagierte sie sich für diesen Ort. Sie erstellte eine kleine Broschüre über das „Kolafu“ und setzte sich vielfältig für die Erinnerung an die Opfer und für eine Gedenkstätte ein. Gemeinsam mit anderen Familienangehörigen und Überlebenden, Geschichtsinitiativen und Verfolgtenverbänden forderte sie die Errichtung einer Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Konzentrationslagers Fuhlsbüttel ein. Schließlich stellte die Stadt 1987 das Torhaus für diesen Zweck zur Verfügung. Auch für die Erneuerung der Ausstellung im Jahr 2003 setzte sie sich ein. Ihr Engagement für die Gedenkstätte Fuhlsbüttel hat sie auch an ihren Sohn Thomas weitergegeben, der seit vielen Jahren anstelle seiner Mutter in der Gedenkstätte Führungen anbietet.

Wir sind sicher, dass ihr Vermächtnis weiter wirkt. Unser Mitgefühl gilt der Familie.