07.04.2016 Bericht

Erfolgreiche Buchvorstellung in der Staatsbibliothek Hamburg: Konsequenzen von Täterschaft der Eltern und Großeltern auf das Leben ihrer Nachkommen

Die innerfamiliäre Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Täterschaft der eigenen Eltern und Großeltern stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Staats- und Universitäts-Bibliothek Hamburg am 5. April 2016.

Etwa 150 Menschen waren in die Staatsbibliothek gekommen, um bei der Vorstellung der neuen Publikation "Nationalsozialistische Täterschaften. Nachwirkungen in Gesellschaft und Familie" (Buch und beiliegende DVD) der KZ-Gedenkstätte Neuengamme dabei zu sein.

Vier Kinder und Enkel von TäterInnen lasen Passagen aus ihren Beiträgen über die Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer Täterschaft in ihren eigenen Familien und sprachen mit Herausgeber Dr. Oliver von Wrochem über ihre Motivation, sich am Projekt zu beteiligen sowie über die Konsequenzen ihrer Recherchen in ihren jeweiligen Familien. Über 20 Menschen, die ebenfalls mit Artikeln und Interviews zum Projekt beigetragen hatten, waren als Ehrengäste geladen.

In der sich der Lesung anschließenden Diskussion wurde von allen Anwesenden die Frage bejaht, die der Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Dr. Detlef Garbe, aufwarf: Eine öffentliche Beschäftigung mit Täterschaft, ja selbst eine persönliche Auseinandersetzung darüber innerhalb der betroffenen Familien sei, so die übereinstimmende Reaktion, erst nach dem Tode der TäterInnen möglich gewesen.

Deutlich wurde einmal mehr, dass die Täterschaft der Eltern und Großeltern nicht ohne Konsequenzen auf das Leben der Nachgeborenen bleiben konnte. Umso wichtiger, betonten viele der anwesenden "Täterkinder", sei das halbjährliche Angebot der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, sich im Rahmen von Recherche- und Gesprächsseminaren untereinander auszutauschen.

Text: Ulrike Jensen, KZ-Gedenkstätte Neuengamme

Zeitungsartikel:
Intellectures
Mittelbayerische
Taz
Bergedorfer Zeitung