25.08.2015 Bericht

Eine Neuengamme-Freiwillige berichtet über ihre Erfahrung

Mein Name ist Ana Buka, ich habe von September 2014 bis September 2015 einen Freiwilligendienst der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme geleistet. Meine Arbeit hier war sehr abwechslungsreich, dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte, die ausnahmslos freundlich und unterstützend waren. Abgesehen von den alltäglichen Arbeiten, möchte ich gern einige Dinge hervorheben, die ich gemacht habe, die mir besonders im Gedächtnis bleiben werden.

Meine erste große Aufgabe war die Unterstützung bei der Neubearbeitung eines Teils der Daueraustellung: In einer Vitrine zeigen wir persönliche Gegenstände von ehemaligen Häftlingen, die ihnen bei ihrer Ankunft im Lager weggenommen wurden. Es war eine sehr interessante Arbeit und ich empfand große Ehrfurcht beim Durchsehen, Fotografieren und Kategorisieren und Zusammensuchen der Objekte und Recherchieren der Hintergrundgeschichten bis zur Gestaltung der Ausstellungsvitrinen.

Führungen zu leiten ist eine extrem herausfordernde und verantwortungsvolle Arbeit. Die Gruppen, die wir in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme betreuen, bestehen meist aus Schülerinnen und Schülern, die – neben dem Fokussieren auf die Führung – manchmal von anderen Dingen abgelenkt sind (vom Sicherstellen, neben der Freundin zu gehen bis zum Selfie vorm Klinkerwerk). Wenn man dann nach einer drei- oder vierstündigen Führung zurück ins Büro geht und weiß, man konnte die jungen Leute zum Zuhören, und manchmal auch zum Fragenstellen und Diskutieren bewegen, und wenn es auch nur einen Kopf dazu bewegt hat, neben dem Fokus auf pubertäre Gedanken, darüber nachzudenken, was man ihnen gesagt hat, und welche Geschichte dieser Ort erzählt, an dem sie sich befinden, dann weiß man, dass das, was man tut, einen Sinn ergibt. Und das ist ein großartiges Gefühl!

Das womöglich größte Ereignis in diesem Jahr, nicht nur für mich, sondern alle Kolleginnen und Kollegen der KZ-Gedenkstätte, geschah im Mai – es war der siebzigste Jahrestag der Befreiung. Wir luden alle ehemaligen noch lebenden Häftlinge nach Hamburg ein. Es war eine Menge Arbeit, aber letzten Endes lief alles perfekt. Ich habe großartige Menschen getroffen und bekam die Möglichkeit, an einer Veranstaltung teilzuhaben, die mich auf ewig begleiten wird.

Ich möchte gerne damit schließen, dass ich mein Jahr in Neuengamme ungemein genossen habe; ich habe viel gelernt und viel erlebt. Jeder, der sich für Geschichte interessiert, sollte wenigstens für einen Besuch herkommen oder vielleicht sogar darüber nachdenken, hier ein Freiwilligen-Jahr zu absolvieren. Es war wirklich eine wertvolle Erfahrung.