15.06.2023 Nachricht

Digital Memory

Der neue Band der Reihe "Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung" ist erschienen. Er beschäftigt sich mit neuen (digitalen) Perspektiven auf die Erinnerungsarbeit.

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Lebenswelt verändern sich auch Formen der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen. Gedenkstätten bieten sich eine Fülle neuer Möglichkeiten und Herausforderungen und diese betreffen alle Ebenen ihrer Arbeit – vom Sammeln und Dokumentieren über das Gestalten und Ausstellen bis zum Vermitteln und Bilden, Kommunizieren und Diskutieren: 

1) Transformationen der Erinnerungskultur im digitalen Zeitalter: Welche neuen Möglichkeiten, historisches Wissen zu generieren, zu sichern und zu präsentieren, ergeben sich durch den Einsatz digitaler Technologien und welche Herausforderungen stellen sich dadurch an Gedenkstätten? Welche Optionen und Probleme eröffnen sich durch die Ästhetik von Computerspielen und durch immersive VR-Anwendungen, die im Kontext einer zunehmenden Erlebnisorientierung in der Geschichtskultur zu betrachten sind?

2) Digitale Angebote in Gedenkstättenarbeit und Erinnerungskultur: Welche digitalen Technologien können im Bereich des Sammelns, Forschens und Ausstellens für die Erschließung von Daten, ihre Verknüpfung über vernetzte Wissensspeicher und ihre Präsentation in digitalen und hybriden Formaten genutzt werden und welche Implikationen gehen damit einher? Wie verändert sich die Bildungsarbeit in Gedenkstätten durch die aktive Nutzung neuer Technologien als auch durch neue Erwartungshaltungen der Besucher*innen?

3) Soziale Medien als interaktive Erweiterungen von Gedenkstätten: Wie verändern sich durch die sozialen Medien die Kommunikationsformen in, von und über Gedenkstätten? Welche Erwartungen und Herausforderungen ergeben sich durch die erweiterten Möglichkeiten zu mehr Partizipation, Dialog und Kontroversität?

Diese Fragen beschäftigten die Autor*innen des 4. Bandes der Reihe "Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung". Der Band sieht sich als Beitrag zur aktiven Gestaltung der neuen Hybridität, die aus dem Zusammenwirken von Gedenkstätten an historischen Tatorten des Nationalsozialismus und den digitalen Welten entsteht. Diskutiert werden sowohl Rahmenbedingungen des digitalen Transformationsprozesses als auch Repräsentationen des Holocausts in digitalen Welten oder die Entwicklung eines partizipativen Gedächtnisses als Möglichkeit von Social Media. Zudem stellt das Heft unterschiedliche Anwendungsbeispiele aus dem Bereich der Gedenkstätten vor, etwa Crowdsourcing-Kampagnen oder interaktive Elemente in Ausstellungen.

Der Band, von der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der KZ-Gedenkstätten in der Bundesrepublik Deutschland herausgegeben und verantwortet von Habbo Knoch und Iris Groschek, erschien im Wallstein Verlag und ist in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erhältlich und über unseren Online-Shop bestellbar.