01.07.2015 Projekt, Ausstellung

„Die Beleuchtung des Schattens“. Eine Kunst-Installation der Anna-Warburg-Schule

Gedenkstätten als Orte der Erinnerung, der Mahnung und des historischen Lernens sollen auch aktuellen Formen der Erinnerung Platz bieten. Die KZ-Gedenk­stätte Neuengamme lädt regelmäßig Jugend­liche ein, sich intensiver mit dem Ort und der Bedeutung von Gedenken auseinander­zusetzen und eigene künstlerische Formen der Erinnerung zu entwickeln. Dabei kooperierte die Gedenkstätte erstmals mit der beruflichen Schule für Sozialpädagogik in Niendorf, der Anna-Warburg-Schule. Schülerinnen und Schüler über­setzten in Teams Gedenken in eine moderne Sprache und entwarfen Installationen für die Gedenkstätte Bullenhuser Damm.

Vor 70 Jahren wurden 20 jüdische Kinder aus dem KZ Auschwitz im KZ Neuengamme zu medizinischen Versuchen missbraucht und am 20. April 1945 in einem leer stehenden Schulgebäude in der Straße Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort gemeinsam mit weiteren Häftlingen, darunter ihren Betreuern, ermordet. Heute befindet sich in diesem ehemaligen Schulgebäude eine Gedenkstätte.

Die Klasse BG12 der Anna-Warburg-Schule beschäftigte sich intensiv mit der Geschichte dieses Ortes. Aus einer Reihe von Vorschlägen wurde die Idee von Julia Sledzianowski, Simone Kock und Cindy Scharf zur Verwirklichung ausgewählt. Den Schülerinnen kam die Idee zu ihrer künstlerischen Installation bereits bei ihrem ersten Besuch der Gedenkstätte Bullenhuser Damm. Die Schülerinnen stellen Besucherinnen und Besuchern u.a. die Frage nach Schuld. Mit Hilfe von Lichtquellen und aus Pappe ausgeschnittenen Figuren werden Schatten an die Wände der Taträume geworfen. Diese Schatten symbolisieren sowohl Täter als auch Opfer. Sprechblasen über den jeweiligen Schatten deuten an, dass der eigentliche Täter die Schuld von sich weist und sich darauf beruft, einen Befehl befolgt zu haben. Die anderen Schatten stehen symbolisch für die am Bullenhuser Damm ermordeten Häftlinge – Kinder und Erwachsene.

Die Schülerinnen sagen zu ihrer Installation: „Schatten sind leicht vergänglich und nicht für die Ewigkeit. Aber dennoch hinterlassen Menschen Spuren. Auch das Licht selbst spielt in unserer Installation eine Rolle. Licht beleuchtet die Vergangenheit, holt sie hervor, Licht zeigt die Wahrheit und Licht ist Hoffnung." Dadurch, dass der Besucher oder die Besucherin selbst einen Schatten an die Wand wirft und damit Teil der Installation ist, werden eigene Fragen von Schuld und Entscheidungen gestellt. Den Besucher­Innen soll bewusst werden, dass auch sie Teil einer Geschichte sind. Die Schülerinnen sagen: „Sie können ihren Teil dazu beitragen, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.“

Die Kunst-Installation wurde am 28. Juni 2015 aufgebaut und kann jeweils sonntags zu den Öffnungszeiten der Gedenkstätte zwischen 10 und 17 Uhr besucht werden.