05.07.2022 Nachricht
Nach 33 Jahren ging am 30. Juni 2022 mit Prof. Dr. Garbe eine Person in den Ruhestand, die sich unermüdlich um die Erinnerungskultur in Hamburg verdient gemacht hat.
Detlef Garbe, geboren 1956 in Göttingen, studierte Geschichte, Religion und Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Er gehörte 1982 zu den Gründern der Projektgruppe für die vergessenen Opfer des NS-Regimes. Seine Promotion zur Geschichte der Zeugen Jehovas im „Dritten Reich“ gilt als Standardwerk zur Verfolgungsgeschichte religiöser Minderheiten.
Seit 1989 leitete Detlef Garbe die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Seit 2020 stand er der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen vor. 2019 verlieh ihm der Hamburgische Senat den Ehrentitel Professor für seine großen Verdienste um die Erinnerungskultur in Hamburg.
Prof. Garbe hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zu den Themen Geschichte der Konzentrationslager, Wehrmachtsjustiz, Vergangenheitsbewältigung und zu öffentlich lange vernachlässigten Opfergruppen publiziert. Seine Beiträge und sein unermüdlicher Einsatz für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit haben viel dazu beigetragen und die Bereitschaft gefördert, dass Hamburg sich auch mit diesem Kapitel seiner Geschichte kritischer auseinandergesetzt hat.
Zur Verabschiedung kamen zu Ehren von Detlef Garbe viele Weggefährt*innen in die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Es sprachen Carola Veit (Präsidentin der Hamburger Bürgerschaft), Dr. Carsten Brosda (Senator für Kultur und Medien und Stiftungsratsvorsitzender), Prof. Dr. Günter Morsch (Mitglied der Fachkommission), Dr. Martine Letterie (Präsidentin der Amicale Internationale KZ Neuengamme) und Ulrike Jensen (KZ-Gedenkstätte Neuengamme).
Dr. Carsten Brosda (Senator für Kultur und Medien): „Detlef Garbe ist bekannt und geschätzt für seine Wissbegierde und sein Wissen; als Historiker, als Stiftungsvorstand, Kollege, als Mensch. Er besitzt die Fähigkeit, die großen Züge eines Themas zu erkennen und sie mit präzisen Details zu untermauen. Ohne Detlef Garbe wäre Hamburgs Erinnerungskultur nicht da, wo sie ist. Er hat gemeinsam mit der Stiftung die Erinnerung immer weiter in unser Bewusstsein gerückt und auch örtlich in den Stadtkern. Danke Detlef Garbe!“
Dr. Martine Letterie (Präsidentin Amicale Internationale KZ Neuengamme): „Die Amicale Internationale KZ Neuengamme ist Detlef Garbe unendlich dankbar für seinen unermüdlichen Kampf gegen das Vergessen, für die Art und Weise, wie erdie Erinnerungskultur nicht nur in Hamburg, sondern auch in Deutschland und international geprägt hat, und nicht zuletzt für die wunderbare, respektvolle Zusammenarbeit und Freundschaft.“
Dr. Oliver von Wrochem (Leitung KZ-Gedenkstätte Neuengamme): „Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte und insbesondere die KZ-Gedenkstätte Neuengamme haben Detlef Garbe viel zu verdanken. Prof. Garbe hat die Erinnerungslandschaft in Hamburg und ganz Norddeutschland wie kein anderer mit aufgebaut und geprägt. Sein Engagement für ein vielfältiges, in der Zivilgesellschaft verankertes öffentliches Gedenken an den Nationalsozialismus ist wegweisend auch für das künftige Handeln der Stiftung und ihrer Mitarbeiter*innen.“
Anlässlich des Ausscheidens von Detlef Garbe erscheint im Metropol-Verlag die Festschrift „Entdeckendes Lernen. Orte der Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen“ (Neuengammer Kolloquien Band 7). Herausgegeben im Auftrag der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte von Habbo Knoch und Oliver von Wrochem.