20.04.2015 Bericht, Archivmeldung

Bedeutsame Erinnerungsstücke übergeben

Jean-Marie Gillon, der Enkel von Nestor Beaufort, übergab am vergangenen Freitag zusammen mit seiner Frau Anne und seiner Tochter Julie den Nachlass seines Großvaters, des belgischen Kommunisten Nestor Beaufort, dem Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.

Nestor Beaufort war am 22. Juni 1941 an seinem Arbeitsplatz in einer Fabrik im belgischen Herstal festgenommen worden. Über die Zitadelle von Huy und das Fort Breendonk wurden er und weitere Kommunisten und Gewerkschafter aus Herstal im September 1941 in das KZ Neuengamme verschleppt.

Im Frühjahr 1942 besucht eine Ärztekommission das KZ Neuengamme. Dort sonderten sie Häftlinge zur Tötung aus. Auch Nestor Beaufort befand sich unter den Opfern der Mordaktion „14 f 13“, die in der „Euthanasie“-Anstalt Bernburg/Saale mit Giftgas ermordet wurden.

Seinen Nachlass schickte die „Gefangenen-Eigentums-Verwaltung“ des KZ Neuengamme an seine Familie nach Herstal. Dort kamen aber die von der SS penibel aufgelisteten Gegenstände, darunter seine Kleidung, seine Brieftasche, sein Ehering und seine Schlüssel, nie an. Stattdessen enthielt der übersandte Koffer seine kläglichen Besitztümer aus dem Konzentrationslager: eine Spiegelscherbe, eine Blechbüchse, einen scharfkantiger Stein, vielleicht zum Rasieren genutzt, eine Zahnbürste, einen Kamm und ein Stückchen Holz.

„Diese Erinnerungsstücke hat meine Mutter jahrzehntelang wie einen Schatz gehütet“, erklärte Jean-Marie Gillon, der Enkel Nestor Beauforts. Nach reiflicher Überlegung habe sich die Familie nun aber entschieden, den Nachlass der KZ-Gedenkstätte Neuengamme übergeben: „Wir sind überzeugt, dass dieser Nachlass dort für die Nachwelt am besten aufgehoben ist. So können wir dazu beitragen, an die Verbrechen der Nationalsozialisten zu erinnern.“