29.08.2022 Ausstellung
Die Ausstellung "Mehr als Höflichkeit" gibt Einblicke in die Sammlung Gastgeschenke aus dem Hamburger Besuchsprogramm für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Über 400 ehemalige Zwangsarbeiter*innen aus der Ukraine, Belarus und Russland besuchten zwischen 2001 und 2013 Hamburg auf Gedenkfahrten. Sie kamen auf Einladung von Senat und Bürgerschaft. Der Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme koordinierte das Besuchsprogramm und betreute die ehemaligen Zwangsarbeiter*innen vor Ort. Die Gäste brachten aus ihren Heimatstädten und Dörfern Mitbringsel mit. Einige hatten sie selbst in Handarbeit gefertigt, andere von ihren kleinen Renten gekauft. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme beherbergt heute eine Sammlung von über 200 dieser Gastgeschenke.
In den postsowjetischen Ländern war das Verschenken solcher "Souvenirs" eine übliche Geste der Höflichkeit und gehörte zur Etikette. Aber die Widmungen und Begleitbriefe zu den Geschenken in dieser Sammlung zeigen, dass diese einfachen Gegenstände für die Schenkenden viel mehr waren. Die Geschenke erzählen einiges über die Menschen, von denen die Geschenke kamen: Darüber, wie sie ihre nationale Zugehörigkeit nach dem Ende der Sowjetunion zeigten, was Religion für sie bedeutete und welche Vorstellung von ihrer Heimat sie ihren Gastgebern im Ausland vermitteln wollten.
Welche (Lebens-)Geschichten stehen hinter diesen Gegenständen? Was waren die Schicksale der ehemaligen Zwangsarbeiter*innen in der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg?
Diesen Fragen geht die Ausstellung nach. Die Präsentation ist das Ergebnis aus einem Stipendienprogramm der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen und des Programms "Memory Work" der Bundesstiftung Aufarbeitung. Das Projekt wurde entwickelt von Evelina Rudenko, die für die Organisation "Memorial International Moskau" zur Geschichte der "Ostarbeiter" arbeitet. Die Wissenschafts- und Menschenrechtsorganisation „Memorial International Moskau“ wurde im April 2022 von der russischen Regierung liquidiert und viele ihrer Mitarbeiter*innen waren zur Emigration gezwungen.
Die Ausstellung wurde realisiert mit freundlicher Unterstützung des Freundeskreises KZ-Gedenkstätte Neuengamme e.V. und des Arbeitskreises Kirchliche Gedenkstättenarbeit.
Öffnungszeiten der Ausstellung und Besuch:
Sonntag 11. September 2022 (Tag des offenen Denkmals), geöffnet 14–17 Uhr, Führung 15.30–17 Uhr.
Samstag 17., 24. September und 1., 8., 15., 22. Oktober 2022, geöffnet 14–17 Uhr, Kurzführung jeweils um 15 Uhr
und auf Anfrage (Alexandra Köhring unter Tel. 040-428131-533)
Die Ausstellung befindet sich im ehemaligen Kommandantenhaus, KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Um eine Anmeldung zu den Führungen über unseren Veranstaltungskalender wird gebeten: https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/veranstaltungskalender/