26.10.2021 Gedenkveranstaltung

80. Jahrestag der Deportation norddeutscher Jüdinnen und Juden nach Litzmannstadt/Lodz, Minsk und Riga

Am 25. Oktober 1941 fuhr der erste Zug mit 1035 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus Hamburg in das Ghetto Litzmannstadt. Im November und Dezember folgten weitere Deportationen nach Minsk und Riga. Bis 1945 wurden mehr als 6600 Jüdinnen und Juden aus Norddeutschland von Hamburg aus deportiert. Nur wenige von ihnen überlebten. Zum 80. Jahrestag der Deportationen veranstaltete die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte mit der Jüdischen Gemeinde und Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg am 25. Oktober 2021 eine gemeinsame Gedenkfeier.

Die Veranstaltung begann mit einer feierlichen Kranzniederlegung auf dem Gelände des ehemaligen Hannoverschen Bahnhofs in der Hafencity in Hamburg. Nachdem die Gedenkveranstaltung von Dr. Oliver von Wrochem (Leiter KZ-Gedenkstätte Neuengamme) eröffnet wurde, richtete der Senator für Kultur und Medien, Dr. Carsten Brosda, Grußworte an die Anwesenden. Darin unterstrich er die Notwendigkeit einer intensiven Auseinandersetzung und die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten, damit es „nie wieder Faschismus“ in Deutschland gebe.

Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde in Hamburg, David Rubinstein, forderte in seiner Rede, das Andenken an die Opfer ernst zu nehmen und Antisemitismus klar „zu benennen und zu bekämpfen“, damit das Gedenken nicht zu einem bloßen Ritual verkomme. In ihrer Rede sprach sich die Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde, Galina Jarkova, gegen Hass und für Nächstenliebe aus, damit „ein aktives und vielfältiges jüdisches Leben“ in Hamburg weiter ausgebaut werden könne. Michael Reimann (Reformsynagoge) bekräftigte die besondere Bedeutung von Gedenkorten. Das Ausmaß der NS-Verbrechen mache es manchmal schwierig, das individuelle Schicksal der Opfer zu würdigen. Gedenkstätten seien ein Ort, der es ermögliche, einzelnen Schicksalen gerecht zu werden.

Rabbiner Shmuel Havlin (Chabad Hamburg) endete sein Grußwort mit einem jüdisches Gebet. Anschließend erinnerte der Enkel der 1941 deportierten Hamburgerin Irmgard Posner, Markus Rosenberg, an das Leiden seiner Großmutter und ihres Ehegatten. Dabei las er auch einen Abschnitt aus der Biografie des 1942 desertierten Hamburger Wehrmachtssoldaten Peter Petersen, der sich darin auch an Familie Posner erinnerte.

Sara Elkmann vom Projekt Dokumentationszentrum denk.mal Hannoverscher Bahnhof sprach für die jüngere Generation und ihr Bestreben, das Gedenken an die Opfer des NS-Regimes zu bewahren. Die KZ-Gedenkstätte Neuengamme erarbeitet ein Dokumentationszentrum mit einer Ausstellung in der Nähe des denk.mal Hannoverschen Bahnhof. Dr. Oliver von Wrochen betonte die aktuelle Dringlichkeit dieses Vorhabens: „In Zeiten wiedererstarkender antisemitischer Gewalt ist es wichtig, am Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof an die Shoah zu erinnern. Wir arbeiten intensiv an einer Ausstellung über die Deportationsverbrechen, welche im geplanten Dokumentationszentrum gezeigt werden soll.“

Im Anschluss legten, begleitet von Klarinettenmusik, Angehörige - Familie Rosenberg und Familie Simonsohn -, Verbände und Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung Blumen an den Tafeln mit den Namen der Deportierten nieder.

Bericht von Philipp zur Horst

Kurzfilm

80. Jahrestag

Reden

Rede Senator Brosda

Presseberichterstattung

Hamburg Journal - 80. Jahrestag. Gedenken an Deportationen
SAT1 Regional - Gedenkfeier zum 80. Jahrestag

NDR 90.3 (Radio): 80 Jahre Deportation der Juden vom Hannoverschen Bahnhof (8 MB)

Mopo - 80. Jahrestag. Hamburg gedenkt
Mopo - Diese Hamburgerin wurde in den Tod geschickt - und hat überlebt
Hamburger Abendblatt - Hamburg gedenkt vor 80 Jahren deportierte Jüdinnen und Juden
Die Welt - Hamburg gedenkt vor 80 Jahren deportierte Jüdinnen und Juden