10.03.2019 Veranstaltung
Nachkommen von NS-Verfolgten als Akteur*innen einer sich verändernden nationalen und internationalen Erinnerungskultur
Zentrales Thema des 5. Forums „Zukunft der Erinnerung“ ist die Perspektive der heterogenen Gruppe der Nachkommen ehemaliger NS-Verfolgter auf die Entwicklungen in der nationalen und internationalen Erinnerungskultur. Dabei legen wir den Schwerpunkt auf folgende Bereiche:
die sozio-psychologischen Bedürfnisse von Nachkommen,
das Zusammenspiel zwischen diesen Bedürfnissen und der Rolle von Nachkommen im Diskurs über die Erinnerungskultur in den vergangenen Jahrzehnten sowie
die Rolle von Nachkommen in der nationalen und internationalen Politik bezüglich der Erinnerung an die NS-Verfolgten sowohl auf der Makro- als auch auf der Mikroebene.
Am Abend des ersten Forum-Tags findet unter dem Titel „Das doppelte Erbe“ eine Podiumsdiskussion zum Thema „Verfolgung, Kollaboration und Schweigen in der Familie“ in Kooperation mit der Körber-Stiftung statt. Ekaterina Makhotina, Nicole Duijkers und Jörg Watzinger diskutieren mit Oliver von Wrochem über den gesellschaftlichen und familiären Umgang mit Verfolgung, Kollaboration und Täterschaft in verschiedenen europäischen Ländern und darüber, wie es sich auswirkt, wenn es in einer Familie sowohl NS-Verfolgte als auch NS-Täter*innen bzw. NS-Kollaborateur*innen gibt.
Zentrale Themen sowohl der Podiumsdiskussion als auch der folgenden zwei Konferenztage sind Widersprüche in der Erinnerungskultur, Kontinuitäten der Marginalisierung bestimmter Verfolgtengruppen und ihrer Nachkommen sowie die Frage, wie das Zusammenspiel von Gesellschafts- und Familiengeschichte und nachhaltiger Bildungsarbeit produktiv gestaltet werden kann.
Insbesondere das letztgenannte Thema wird durch die Vorstellung von Austauschprojekten zwischen jungen Erwachsenen und Nachkommen von NS-Verfolgten aus verschiedenen europäischen Ländern aufgegriffen. In diesen Projekten treten Nachkommen von NS-Verfolgten als Beobachter*innen und Akteur*innen zeitgeschichtlicher Entwicklungen nach 1945 in Erscheinung.
Darüber hinaus widmen wir uns den Formen der Zusammenarbeit zwischen Nachkommen von NS-Verfolgten, Mitarbeiter*innen von Gedenkstätten und weiterer Institutionen der Erinnerungskultur sowie Nachkommen von Mitläufer*innen und NS-Täter*innen. Die Reflexion der eigenen Biografie als Motor für das Engagement in der Erinnerungskultur und die Analyse der gesellschaftlichen Auswirkung dieses Engagements stehen hierbei im Zentrum. Der Vergleich der Dialogarbeit zwischen Nachkommen von NS-Verfolgten und Nachkommen von NS-Täter*innen mit Dialog-Projekten in Post-Konflikt-Gesellschaften anderer Länder ermöglicht Einblicke in innovative Formen der Bearbeitung der Folgen von Diktatur und Gewalt.
Teilnehmer*innen, unter ihnen Vertreter*innen von Überlebenden-Verbänden und Nachkommen von KZ-Häftlingen, Mitarbeiter*innen von Gedenkstätten sowie Jugendliche und weitere Interessierte können sich zu folgenden Fragestellungen austauschen und neue Projekte anstoßen:
Info zur Veranstaltung:
Dienstag, 30. April; 19:00–21:00 Uhr (Abendveranstaltung)
Mittwoch, 1. Mai 2019; 9:30–17:30 Uhr
Donnerstag, 2. Mai 2019; 09:00–16:30 Uhr
Es findet eine Simultanübersetzung in folgende Sprachen statt: Deutsch, Englisch, Polnisch.
Eine verbindliche Anmeldung bis zum 17. April 2019 ist erforderlich. Für die Verpflegung wird ein Teilnahmebeitrag in Höhe von 60,- Euro/30,- Euro ermäßigt erhoben.
Interessent*innen wenden sich bitte an: Nathalie Döpken, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum, Tel.: +49 (0)40 428 131 543, E-Mail: Studienzentrum@bkm.hamburg.de
Idee / Konzept
Swenja Granzow-Rauwald, Enkeltochter von Überlebenden der Außenlager Bremen-Obernheide und Hannover-Ahlem. Seit August 2015 betreut sie den Blog "Reflections on Family History Affected by Nazi Crimes". Dieser richtet sich insbesondere an Nachkommen von Verfolgten, die die Erinnerungskultur aktiv mitgestalten wollen.
Dr. Oliver von Wrochem ist stellvertretender Direktor/Leiter des Referats "Bildung & Studienzentrum" der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Er setzt sich dafür ein, die Zusammenarbeit mit Angehörigen von Verfolgten zu intensivieren und Formate mit und für diese Gruppe dauerhaft in die Gedenkstättenarbeit zu integrieren.