Für den Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen in den Stahlwerken Braunschweig wurde im Mai 1944 das Außenlager Watenstedt/Leinde des Konzentrationslagers Neuengamme eingerichtet. Das Lagergelände war etwa zwei Kilometer vom Werk entfernt. Zur Unterbringung der Häftlinge wurde ein Barackenlager genutzt, das zuvor als Unterkunft für Zwangsarbeiter gedient hatte. Die SS ließ das Lager von einem Arbeitskommando des Außenlagers Salzgitter-Drütte umbauen und mit einem elektrischen Zaun umgeben. Anschließend wurde das Lager mit etwa 2000 männlichen Häftlingen belegt. Im Juli 1944 kam ein Frauenaußenlager hinzu.
Die Stahlwerke Braunschweig waren ein eigenständiger Betrieb, den die Reichswerke „Hermann Göring“ 1940 in Kooperation mit dem Oberkommando der Wehrmacht gegründet hatten. In dem modernen und leistungsfähigen Rüstungsbetrieb wurde vor allem Abwurf- und Geschossmunition für die Wehrmacht hergestellt. Die Häftlinge mussten 1944 und 1945 in den Hallen 16 und 17 des Werkes schwerste Arbeiten verrichten.
In den letzten Kriegsmonaten wurde das Lager zu einem Auffanglager für umliegende KZ-Außenlager. Ende 1944 überstellten die Außenlager Braunschweig-Schillstraße (Büssing-NAG) und Braunschweig (SS Reitschule) „arbeitsunfähige“ Häftlinge hierher. Mit der Räumung der Außenlager im Frühjahr 1945 kamen weitere in der Umgebung eingesetzte Häftlinge ins Lager Watenstedt/Leinde.
Als die SS am 7. April 1945 mit der Räumung des Lagers begann, waren mehr als 5000 Häftlinge im Lager. Die Männer wurden zusammen mit den weiblichen Häftlingen des Außenlagers Watenstedt/Leinde in Güterwaggons verladen und in zwei, wahrscheinlich aber drei Zügen abtransportiert. Die völlig überfüllten, zum Teil offenen Güterwaggons waren auf tagelangen Irrfahrten durch Nordostdeutschland unterwegs, bevor sie am 14. April im KZ Ravensbrück ankamen. Viele Häftlinge überlebten den Transport nicht, die anderen kamen völlig geschwächt in Ravensbrück an. Trotzdem wurden die „Marschfähigen“ wenige Tage später zu Fuß in Richtung Westen getrieben. Einige erreichten das Auffanglager Wöbbelin, wo sie am 2. Mai von US-amerikanischen Truppen befreit wurden, andere wurden in der Gegend um Malchow befreit.
Lagerführer war zuletzt SS-Hauptsturmführer Theodor Breuing.
27. Mai 1944 bis 7. April 1945
2000, gegen Kriegsende bis zu 5000
Granatenproduktion
Stahlwerke Braunschweig
An der Bundesstraße 248 von Braunschweig in Richtung Salzgitter-Bad zwischen den Orten Immendorf und Leinde, in Höhe der Firma Friedrich, 38239 Salzgitter.
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Vom Bahnhof Salzgitter-Lebenstedt mit Bus 630 in Richtung Wolfenbüttel bis zur Haltestelle „Abzweigung Leinde/B 248“.
An der Bundesstraße 248 befindet sich eine Stele mit Inschrift, die 1991 auf Initiative der französischen Amicale de Neuengamme von der Stadt Salzgitter errichtet wurde. Auf einer daneben liegenden Mauer weisen Informationstafeln in mehreren Sprachen auf das Außenlager Watenstedt/Leinde hin.
Arbeitskreis Stadtgeschichte e. V./ Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte
Wehrstraße 29
38226 Salzgitter
Tel.: +49 (0) 5341 – 4 45 81
Email: info@gedenkstaette-salzgitter.de
Homepage: www.gedenkstaette-salzgitter.de