Seit Februar 1944 wurden in Beendorf männliche Häftlinge des KZ Neuengamme eingesetzt, um unterirdische Produktionshallen in zwei benachbarten Salzbergwerken auszubauen. Ab August 1944 mussten hier im Rahmen des Jägerstabes auch bis zu 2500 zumeist deutsche, sowjetische, polnische und französische weibliche KZ-Häftlinge arbeiten, die in mehreren Transporten aus dem Konzentrationslager Ravensbrück kamen. Der Jägerstab war zur koordinierten Verlagerung der kriegswichtigen Produktion zum Schutz vor Bombenangriffen im März 1944 unter Leitung des Architekten SS-Obergruppenführer Hans Kammler beim Reichsministerium für Bewaffnung und Kriegsproduktion gegründet worden. Die Frauen waren außer in der Munitionsproduktion für die Luftwaffe in der Produktion von Teilen (Autopiloten, Steuerungen, Ruderanlagen usw.) für das Flugzeug Me 262 und die Raketen V1 und V2 tätig. Die Häftlinge arbeiteten täglich zwölf Stunden an den Maschinen, die zwischen 425 und 465 Metern unter der Erde lagen. Mit kleinen Förderkörben wurden die Frauen in den Schacht transportiert.
Nach der Verlagerung der Berliner Askania-Werke und des Luftfahrtgerätewerkes Hakenfelde GmbH in die Schächte „Marie“ (Beendorf) und „Bartensleben“ (Morsleben) erhielten die beiden Fertigungen die Tarnnamen „Bulldogge“ und „Iltis“.
Lagerführer sowohl des Männer- als auch des Frauenaußenlagers war SS-Obersturmführer Gerhard Poppenhagen.
Am 10. April 1945 erfolgte die Räumung beider Lager: Frauen und Männer wurden in Güterwaggons verladen und über Magdeburg, Stendal und Wittenberge in das Auffanglager Wöbbelin gebracht, wo sie am 16. April eintrafen. Die Männer blieben dort. Für die Frauen ging die Fahrt weiter. Auf dem Bahnhof im mecklenburgischen Sülstorf machte der Zug drei Tage Halt. An Hunger und Durst starben zahlreiche Frauen, die von den Dorfbewohnern eilig begraben wurden. Am 20. oder 21. April erreichte der Zug Hamburg. Die Häftlinge wurden auf die weitgehend geräumten Hamburger Außenlager Eidelstedt, Langenhorn, Sasel und Wandsbek verteilt. Am 1. Mai konnten die meisten von ihnen mit einem Zug des schwedischen Roten Kreuzes Hamburg verlassen. Über Dänemark wurden die Frauen nach Schweden gebracht.
August 1944 bis 10. April 1945
2500 Weibliche Gefangene
Arbeit in Rüstungsindustrie (im Rahmen des Jägerstabes)
SS-Führungsstab A III, Askania-Werke AG
KZ-Gedenkstätte Beendorf (im Keller der Bernhard-Becker-Grundschule)
Rundahlsweg 7
39343 Beendorf
Infostelle Morsleben
Amalienweg 1
39343 Morsleben
Auf dem Beendorfer Friedhof befindet sich ein Massengrab mit etwa 100 KZ-Häftlingen. Neben einem älteren Gedenkstein mit der Aufschrift „FIR“ (Fédération Internationale de Résistants) ist dort 1995 ein Gedenkstein mit einer erläuternden Inschrift aufgestellt worden.
In der Ortsmitte wurde in den 1960er-Jahren ein Mahnmal für die Opfer des Außenlagers Helmstedt-Beendorf eingeweiht. Da Beendorf im Grenzsperrgebiet der DDR lag, war der Ort des ehemaligen Lagergeländes bis 1989 nicht zugänglich.
Auf Initiative des Beendorfer Schuldirektors wurde 1971 in der Schule ein Ausstellungsraum eingerichtet. Seit 1996 besteht dort eine KZ-Gedenkstätte mit einer provisorischen Ausstellung zur Geschichte des Außenlagers. Trägerin ist die Gemeinde Beendorf.
Öffnungszeiten: Nach Vereinbarung.
Seit Januar 2016 wird die Geschichte der KZ-Außenlager auch in der Infostelle Morsleben der Bundesgesellschaft für Endlagerung thematisiert.
Öffnungszeiten: Di und Do 9–15 Uhr und nach Vereinbarung
In Sülstorf, wo der Zug bei der Lagerräumung für drei Tage Station machte, wurde 1947 ein Massengrab mit den Leichen von 53 jüdischen Frauen entdeckt. 1951 errichtete die jüdische Landesgemeinde Mecklenburg dort eine Gedenkstätte, deren Eingangstor an der Spitze ein großer Davidstern ziert. Dies ist eines der wenigen Beispiele für öffentlich sichtbares jüdisches Gedenken in der DDR.
Arbeitskreis KZ-Gedenkstätte Beendorf, Tel.: 039050 2239 oder 039050 2344.
Homepage: http://www.beendorf.com/vereine-gruppen/arbeitskreis-kz-gedenkstaette/
Infostelle Morsleben, Amalienweg 1, 39343 Ingersleben OT Morsleben, Tel.: 039050 979931, E-Mail: info-morsleben@bge.de