Wir mussten erfahren, dass die Überlebende der KZ Ravensbrück, Neuengamme und Bergen-Belsen, Stefania Maria Gałęska-Bajer, am 23. August 2023 verstorben ist.

„Ihr fragt, was uns geholfen hat, diese schwierige Zeit zu überleben. Es war unsere Jugend, unsere Freundschaft, gegenseitige Hilfe und Unterstützung und die Hoffnung, dass der Krieg schnell zu Ende geht.“

Stefania Gałęska wurde am 23. Juni 1927 als jüngste Tochter eines Eisenbahners in Leszno in der Nähe von Poznań geboren. Nach dem deutschen Überfall auf Polen ging sie zu ihrer Schwester nach Warschau. Dort wurde sie mit zwei Freundinnen Mitglied der Heimatarmee, Armia Krajowa, der Untergrundarmee Polens. Beim Warschauer Aufstand am 1. August 1944 wurde sie Meldegängerin. Ihre Einheit wurde sofort zu Beginn des Aufstands im Stadtteil Ochota eingeschlossen. Bei der Räumung des Stadtteils wurde sie, obwohl als Zivilistin getarnt, verhaftet und über das Durchgangslager Pruszków in das KZ Ravensbrück deportiert. Von dort überstellte die SS sie in das Neuengammer Außenlager Salzgitter-Bad, wo sie in einer Munitionsfabrik arbeiten musste. Im April 1945 überlebte sie den Luftangriff auf einen Häftlingstransport am Bahnhof in Celle. Von dort aus wurden die Häftlinge zu Fuß in das KZ Bergen-Belsen getrieben. „Ich war schon so schwach und müde, dass es mir ganz egal war, ob sie mir das Leben nehmen. Hier muss ich betonen, dass meine Freundinnen, obwohl sie selbst auch am Ende der Kräfte waren, mich zu dem weiteren Weg angespornt haben.“ In Bergen-Belsen wurde sie am 15. April 1945 befreit.

Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen setzte sich Stefania Bajer dafür ein, die Freundschaft zwischen Polen und Deutschland zu unterstützten. Junge Menschen rief sie dazu auf: „Begegnet euch, um euch besser kennen zu lernen, sprecht miteinander, um euch besser verstehen zu können, lernt einander und die anderen Menschen zu achten, auch wenn ihr Äußerliches und ihre Denkweise anders als eure sind.“ (Zitate aus einem Schreiben von Stefania Bajer an eine Jugendgruppe vom 4. März 2005). Sie war zu Gast bei Gedenkveranstaltungen in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und gab dem Archiv noch 2015 ein Interview. Bis zuletzt interessierte Stefania Bajer sich für das Weltgeschehen und erwähnte oft Menschen, mit denen sie sich während ihrer Besuche in Deutschland angefreundet hatte. Noch am 1. August 2023 – am Nationalen Gedenktag des Warschauer Aufstands – wurde Stefania Bajer vom Präsidenten der Republik Polen, Andrzej Duda, mit der zweithöchsten Staatsauszeichnung Polonia Restituta geehrt.

Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und ihren Freunden.