08.11.2023 Archivmeldung

Neue persönliche Unterlagen von Karl Martens dem Archiv übergeben

Über die häufig vergessene Opfergruppe der als kriminell kategorisierten Häftlingen wissen wir oft nicht viel, daher ist das Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Familie Abeler dankbar für die Schenkung von Unterlagen zu Karl Martens.

Am vergangenen Montag besuchte Johannes Abeler die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, um Dokumente über seinen Großvater Karl Martens, der im KZ Neuengamme starb, dem Archiv zu übergeben. Dabei handelt es sich um Material sowohl aus der Lagerzeit als auch aus der Nachkriegszeit, als die Witwe jahrelang erfolglos um die Anerkennung des Status als NS-Opfer kämpfte.

Joachim Friedrich Karl Martens wurde am 7. August 1901 in Hohenhorst, Gemeinde Jersbek, geboren. Er wuchs in Sprenge auf und wurde in den 1920er Jahren Mitglied in der SPD und dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold in Schleswig. Seit 1920 wohnt Martens in Eichede, wo er auch eine Familie gründete. Martens blieb als Sozialdemokrat auch nach 1933 unangepasst und fiel den nationalsozialistischen Machthabern auf, die ihn, so erinnert die Familie, eines nachts verhafteten und zwangssterilisierten. Wegen Körperverletzung mit Todesfolge wurde Martens 1939 zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. Nach Verbüßung der Strafe wurde er jedoch nicht freigelassen, sondern ins KZ Neuengamme gebracht, wo er Schwerstarbeit leisten musste. Am 6. Februar 1944 wurde sein Tod gemeldet. Eine Urne mit seiner Asche wurde seiner Familie geschickt.

Die von der Familie erstellte Biografie zeigt den Lebensweg Martens auf, aber auch den Umgang mit dem Großvater durch seinen Heimatort. 2014 zog die Gemeinde eine geplante Stolpersteinverlegung für Martens zurück, weil die damalige Bürgermeisterin und die Mehrheit des Kulturausschusses ihn für ungeeignet hielten, da er „straffällig geworden“ ist. Dies zeigt, dass Familien von ehemaligen KZ-Häftlingen, die als „kriminell“ kategorisiert und stigmatisiert wurden, noch heute um Anerkennung als NS-Opfer kämpfen müssen.