05.12.2023 Archivmeldung
Der Sohn von Matthäus Ziegler überreichte vor wenigen Tagen den Nachlass seines Vaters der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Darunter befinden sich auch dessen Notizen aus seiner Zeit im britischen Internierungslager Neuengamme von 1945 bis 1946.
Matthäus Johannes Ziegler, geboren 1911 in Nürnberg, begann seine akademische Laufbahn mit einem Theologiestudium in Erlangen. Sein Weltbild zeugt schon früh von einem völkisch-nordischen "Germanenglauben". 1931 trat er der NSDAP und wenige Jahre später der SS bei. Als überzeugter Nationalsozialist und frühes Parteimitglied wurde er 1934 von dem nationalsozialistischen Chefideologen Alfred Rosenberg zum führenden Mitarbeiter in das "Amt Rosenberg" sowie zum Schriftleiter der von Rosenberg herausgegebenen Nationalsozialistischen Monatshefte (NMMH) ernannt. Von da an war er in der Lage über diverse Sprachrohre seine Kriegspropaganda und ideologische Hetze zu verbreiten. Im Jahr 1940 schloss sich Ziegler der Waffen-SS an und stieg im Rang bis zum Obersturmbannführer auf.
Nach Kriegsende geriet Ziegler im Mai 1945 in britische Kriegsgefangenschaft und kam für ein Jahr in das Internierungslager Hamburg-Neuengamme. Wohlfahrtsorganisationen verteilten dort leere Tagebücher (Wartime logs), in die Ziegler umfangreiche Notizen während seiner Internierungshaft in Neuengamme eintrug. Nach seiner Entlassung konnte Ziegler ungestört ein neues Leben aufbauen. Er beendete sein abgebrochenes Theologiestudium und wurde zum Pfarrassistenten ernannt. Neben dem Pfarrdienst war er zwischenzeitlich als Lehrer für Religions- und Lateinunterricht an Schulen zuständig, wechselte für mehrere Jahrzehnte in das Pfarramt in Langen, wo er bis zu seinem Ruhestand blieb. Er hat sich nie vom Nationalsozialismus distanziert.
Nun überließ sein Sohn eine große Sammlung an persönlichen Dokumenten der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, inklusive der bereits erwähnten Tagebücher aus der Zeit des Internierungslagers. Ihm ist es wichtig, dass eine kritische Aufarbeitung der Rolle seines Vaters stattfindet, weshalb es ihm ein Anliegen ist, die Dokumente der Gedenkstätte zu überreichen.