16.05.2022 Nachricht

Margot Heumann gestorben

Traurig mussten wir erfahren, dass Margot Heumann am 11. Mai 2022 in Arizona, USA, verstorben ist.

Margot wurde am 17. Februar 1928 in Hellenthal, Deutschland als Kind einer jüdischen Familie geboren. Im Jahr 1942 wurde die Familie in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Jahre verbrachte. Margot sprach oft darüber, wie sehr sie die Zeit im Ghetto genoss, weil sie dort das Gefühl hatte, wieder zu einer Gemeinschaft zu gehören, nachdem sie in Deutschland jahrelang diskriminiert worden war. In Theresienstadt lernte sie ein Mädchen kennen, das für den Rest ihres Lebens ihre engste Freundin und Vertraute werden sollte. Als die Familie nach Auschwitz deportiert wurde, hielten die Mädchen zusammen und schafften es, mit demselben Transport nach Deutschland zu gelangen. Margots Familie blieb zurück und sie sah sie zum letzten Mal. Margot wurde nach Hamburg gebracht und musste in den Außenlagern Veddel (Dessauer Ufer), Neugraben und Tiefstack des KZ Neuengamme arbeiten. Im Jahr 1945 wurde sie nach Bergen-Belsen überstellt, wo sie am 15. April 1945 befreit wurde.

Nach ihrer Befreiung ging Margot zur Genesung nach Schweden und wurde von einer Lehrerin aufgenommen, bei der sie eine Zeit lang lebte. Nach über einem Jahr wanderte sie in die Vereinigten Staaten aus und ging zu ihren Verwandten nach New York City. Diese waren aus Deutschland geflohen, als es noch möglich war. Margot ging wieder zur Schule und arbeitete für eine große Werbefirma. Sie heiratete und bekam zwei Kinder, was für sie als einzige Überlebende ihrer Familie sehr wichtig war. Margot liebte das Reisen und besuchte Orte auf der ganzen Welt. Sie ließ das kalte New York hinter sich und zog schließlich nach Arizona, wo sie lange Morgenspaziergänge mit ihrem geliebten Hund genoss. Margot Heumann war eine der wenigen weiblichen KZ-Überlebenden, die offen über ihre Homosexualität sprach.

Im Jahr 2019 besuchte sie die KZ-Gedenkstätte Neuengamme zum ersten Mal und gab ein beeindruckendes Zeitzeuginnengespräch vor mehreren Schulklassen. In den folgenden zwei Jahren war es der Gedenkstätte Neuengamme aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich, Überlebende nach Hamburg einzuladen. Wir haben Margot nie wieder gesehen, aber wir sind sehr dankbar, dass wir sie kennenlernen durften. Sie wird uns fehlen! Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei denen, die ihr nahestanden.