15.11.2016 Bericht

Kongress der Amicale Internationale KZ Neuengamme

Anlässlich der jährlichen Sitzung des Beirats der KZ-Gedenkstätte Neuengamme versammelten sich die Vertreter der 1958 gegründeten Dachorganisation nationaler Verbände ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme, die Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN) vom 11. bis 13. November zu ihrem jährlichen Kongress in Hamburg, auch um sich über die Zusammenarbeit zwischen den Häftlingsverbänden und der Gedenkstätte auszutauschen.

Zunächst gedachten sie dem am 2. November verstorbenen Vizepräsidenten und ehemaligen polnischen KZ-Häftling Janusz Kahl. Nachdem bereits im letzten Jahr der vormalige Präsident der AIN und belgische KZ-Überlebende Victor Malbecq verstarb, liegt die Verantwortung für die weitere Arbeit der AIN nunmehr ganz in den Händen von Kindern und Enkeln ehemaliger Häftlinge. Der Präsident der AIN, Jean-Michel Gaussot, dessen Vater im April 1945 im Außenlager Wöbbelin verstarb, hielt auf der zentralen Gedenkveranstaltung der Freien und Hansestadt Hamburg zum Volkstrauertag am 13. November am Internationalen Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Neuengamme eine eindrucksvolle Rede, in der er an das Schicksal seines Vaters erinnerte und dazu aufrief, als "friedliche Kämpfer der Erinnerung" gegenwärtigen rassistischen und extremistischen Tendenzen entschieden entgegenzutreten. Die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit richtete ihren Blick auf die gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratien angesichts des weltweiten Erstarkens rechtspopulistischer Bewegungen.

Der Präsident und die Generalsekretärin der AIN Jean-Michel Gaussot und Christine Eckel sprachen mit den Präsidenten und VertreterInnen der Häftlingsverbände aus Frankreich (Jean-Michel Clère), Belgien (Mark Van den Driessche), den Niederlanden (Martine Letterie und Shie On Bavelaar), Dänemark (Helle Vibeke Sørensen) und Deutschland (Thomas Käpernick) und tauschten sich in Gesprächen mit der Gedenkstättenleitung über gemeinsame Projekte aus, darunter das im nächsten Jahr wieder stattfindende "Forum Zukunft der Erinnerung" (1. bis 2. Mai 2017) und die von Angehörigen ehemaliger Häftlinge ins Leben gerufene Internet-Dialogplattform "Reflections on Family History Affected by Nazi Crimes".

Diesen Projekten gemein ist der Versuch, Angehörige ehemaliger Verfolgter zu vernetzen und ihre Bedürfnisse bei der Ausrichtung von Gedenkstätten zu berücksichtigen. Beim "Forum Zukunft der Erinnerung" denken Nachkommen ehemaliger KZ-Häftlinge und MitarbeiterInnen von Gedenkstätten gemeinsam mit weiteren Interessierten anlässlich der jährlichen Gedenkveranstaltungen darüber nach, wie das Vermächtnis der Überlebenden weitergetragen und die Zusammenarbeit zwischen Gedenkstätten und Angehörigen von Verfolgten ausgebaut werden kann. Es geht aber auch um Interventionen gegen antidemokratisches und rassistisches Denken und Handeln in der Gegenwart. Die Dialogplattform "Reflections on Family History Affected by Nazi Crimes" bietet Angehörigen ein Forum, um die Auswirkung der Verfolgung ihrer Angehörigen auf ihr eigenes Leben vorzustellen und ihre Anliegen öffentlich zu dokumentieren und hiermit die Bedeutung der Erinnerung an die NS-Verbrechen für die Gegenwart deutlich zu machen.

Die Rede von Jean-Michel Gaussot in deutscher und französischer Sprache:

Discours pour le Volkstrauertag

Rede zum Volkstrauertag