20.02.2017 Bericht

Bericht zur 15. Tagung der Außenlager-Initiativen und -Gedenkstätten des ehemaligen KZ Neuengamme in Wolfsburg

Vom 29. bis 30. September 2016 fand die 15. Tagung der Außenlager-Initiativen und -Gedenkstätten des ehemaligen KZ Neuengamme in den Räumlichkeiten der Abteilung Historische Kommunikation auf dem Werksgelände der Volkswagen AG in Wolfsburg statt.

Nach einleitenden Worten von Dr. Detlef Garbe folgten drei Vorträge zum Umgang von Firmen mit NS-Belastungen in ihrer Geschichte. Dr. Sebastian Brünger begann mit einem Überblick zum Umgang deutscher Firmen mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Dr. Manfred Grieger beleuchtete als Leiter der Abteilung Historische Kommunikation der VW AG und Gastgeber der Tagung die Aufarbeitungshistorie seines Arbeitgebers. Das Panel beschloss Jörg Dreyer, Geschäftsführer des Konzernbetriebsrats der Salzgitter AG, mit einer Zusammenfassung der Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte auf dem Gelände der Salzgitter AG, ehemals Hermann-Göring-Werke, und der Geschichtsaufarbeitung des Unternehmens aus der Perspektive des Betriebsrats.

Anschließend besuchten die TeilnehmerInnen u.a. den Wolfsburger Nordfriedhof, auf dem während der Zwangsarbeit für VW zu Tode gekommene Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen sowie deren Kinder bestattet sind. In den damaligen Heimen für Kinder von Zwangsarbeiterinnen kamen über 350 Kinder zu Tode.

Der zweite Tagungstag begann mit der Darstellung aktueller Entwicklungen ausgewählter Außenlager-Gedenkstätten und Initiativen. Die Struktur der Vorträge gliederte sich in eine allgemeine Präsentation des Ortes und die Skizzierung jüngster Entwicklungen. Neben zahlreichen anderen Beiträgen wurden auch neue Projekte und Konzepte an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme vorgestellt. Ulrich Gantz stellte das Format des Dialogseminars an der Gedenkstätte Neuengamme vor. Dieses bringt Nachkommen von Tätern und Opfern zusammen und bietet Raum für Gespräche. Ulrike Jensen und Christine Eckel verwiesen auf den Blog mit dem Titel „Reflections on Family History Affected by Nazi Crimes“. Der Blog veröffentlicht u.a. Beiträge von Nachkommen ehemaliger KZ-Häftlinge und weiterer NS-Verfolgter und stellt Projekte vor, die sich mit Fragen zukünftigen Erinnerns auseinandersetzen. Er dient auf diese Weise als Kontakt- und Vernetzungsplattform für Angehörige von Überlebenden, MitarbeiterInnen von Gedenkstätten und andere Interessierte.

Im Kontext der Abschlussdiskussion wurde auf den verstärkten Bedarf der Reflexion der politischen Rahmenbedingungen der Gedenkstättenarbeit hingewiesen. Während die Einrichtung von Gedenkstätten in der BRD über Jahrzehnte eine Geschichte des politischen Kampfes der Überlebenden und ihrer UnterstützerInnen war, laufen diese Gedenkstätten gegenwärtig Gefahr, zur Legitimation gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Handelns instrumentalisiert zu werden.

Der ausführliche Tagungsbericht findet sich hier