Salzgitter-Bad

Im September 1944 errichteten die SS und die Reichswerke „Hermann-Göring“ in Salzgitter-Bad ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme. In der „AG für Bergbau- und Hüttenbedarf“, einer Tochtergesellschaft der Reichswerke „Hermann Göring“, und in dem Zulieferbetrieb „Kleineisenwerk Salzgitter“ wurden weibliche KZ-Häftlinge in der Rüstungsproduktion eingesetzt.

Im ehemaligen „Zivilarbeiterlager Nr. 43“ der AG für Bergbau- und Hüttenbedarf, das sich am südlichen Ortsrand befand, wurden in vier Baracken etwa 500 Frauen untergebracht. Sie waren vom KZ Ravensbrück und vom KZ Bergen-Belsen nach Salzgitter überstellt worden. Unter ihnen befanden sich viele Polinnen, die während des Warschauer Aufstandes inhaftiert worden waren.

Zur Arbeit mussten die Frauen unter Bewachung von Aufseherinnen und SS-Wachmännern etwa drei Kilometer zu Fuß durch die Stadt zur AG für Bergbau und Hüttenbedarf marschieren, die im Kleineisenwerk eingesetzten Frauen wurden auf Lkw durch den Ort transportiert. Im Dreischichtsystem produzierten die Frauen Granathülsen und Zubehör für Rüstungsgüter.

Obwohl auch im Außenlager Salzgitter-Bad die Lebensbedingungen äußerst schlecht waren, sind lediglich vier Tote des Lagers in der Friedhofskartei verzeichnet. Sie sind auf dem Friedhof Jammertal in Salzgitter bestattet. Die „arbeitsunfähigen“ Frauen wurden in das KZ Ravensbrück zurückgebracht oder an andere Außenlager überstellt.

Am 7. April 1945 ließ die SS das Lager räumen. Die Frauen wurden zunächst ins Außenlager Drütte gebracht und von dort – gemeinsam mit den männlichen Häftlingen des Lagers Drütte – per Bahn in Richtung Norden transportiert. Auch 370 Männer aus dem Buchenwalder Außenlagers Holzen waren in dem Räumungstransport – zusammen etwa 3420 KZ-Häftlinge. Im Güterbahnhof Celle geriet der Zug am Abend des 8. April 1945 in einen US-amerikanischen Bombenangriff. Mehrere Hundert Häftlinge kamen dabei ums Leben. Diejenigen, die in den Pausen zwischen den Angriffswellen aus der Gefahrenzone entkommen konnten, wurden anschließend von den SS-Wachmannschaften, Angehörigen des Volkssturms und der örtlichen Hitlerjugend gejagt. Am nächsten Morgen folgten weitere Suchaktionen durch Wehrmacht- und SS-Einheiten, die in mehreren Massakern eskalierten, an denen sich auch Polizisten und Bürger aus Celle beteiligten. Den Hetzjagden und Massakern fielen etwa 200 Häftlinge zum Opfer. Die Mehrzahl der überlebenden Häftlinge trieb die SS zu Fuß weiter nach Bergen-Belsen. 300 verletzte Häftlinge wurden weitgehend unversorgt in Baracken der Celler Heidekaserne untergebracht, wo britische Truppen sie am 12. April befreiten.

Wie viele der Frauen aus Salzgitter-Bad das Kriegsende erlebten, ist nicht bekannt.

Lagerführer war Ende 1944 SS-Untersturmführer Longin Bladowski. 

Zeitraum

19. September 1944 bis 7. April 1945

Anzahl der Häftlinge

500 Weibliche Gefangene

Art der Arbeit

Granatenproduktion

Auftraggeber

AG für Bergbau- und Hüttenbedarf der Reichswerke „Hermann Göring“

Ort

Wegbeschreibung

Salzgitter-Bad, Friedrich-Ebert-Straße, 38259 Salzgitter.

Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Vom Bahnhof Salzgitter-Bad mit Bus 612 bis zur Endhaltestelle „Kolpingstraße“.

Gedenkstätte

Am 10. April 1995 wurde auf Initiative des „Arbeitskreises Stadtgeschichte“ ein Gedenkstein eingeweiht, der an das Außenlager erinnert. Er wurde durch private Spenden und mit Unterstützung der Stadt errichtet. Der Stein befindet sich am Waldrand auf einem Parkplatz auf dem ehemaligen Lagergelände.

Kontakt

Arbeitskreis Stadtgeschichte e. V./ Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte
Wehrstraße 29
38226 Salzgitter

Tel.: +49 (0) 5341 – 4 45 81
Email: info@gedenkstaette-salzgitter.de
Homepage: www.gedenkstaette-salzgitter.de